Also sprach Maestro
Keiner anderen Sprache ist das Melos so sehr eingeschrieben wie dem Italienischen. Genüsslich gedehnte Vokale, das grammatikalisch optimierte Verschmelzen von Worten, das emotionale Spiel mit Tonhöhen – alle Parameter der Sprache von Dante und Petrarca dienen dem einen großen Ziel des Legato. Die kompositorische Verfeinerung des Italienischen in den Opern von Monteverdi über Bellini und Verdi bis zu Nono und Sciarrino kann daher immer auf den genuin musikalischen Charakter der Sprache vertrauen.
Womit auch der alte Parteienstreit zwischen Dichtern und Komponisten – prima la parola versus prima la musica – gleichsam ins Leere geht.
Riccardo Muti weist darauf in der verblüffenden neuerlichen Lektüre von Bellinis «Norma» hin, die er – immerhin 29 Jahre nach seiner letzten Einstudierung – im Rahmen der Trilogia d’Autunno des Ravenna Festivals knapp vor Weihnachten in seiner Wahlheimat, der Emilia-Romagna, dirigierte (erarbeitet hatte er sie kurz zuvor im Rahmen seiner Italian Opera Academy der Fondazione Prada in Mailand). Mit der Aufführung im Teatro Dante Alighieri macht der Maestro deutlich: Im viel zu lange unterschätzten Orchesterpart gibt es keine nebensächlichen Noten, nicht ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Peter Krause
Das Leben auf einer Bohrinsel ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Zur körperlichen Schwerstarbeit kommt das Gefühl völliger Isolation, gegen das anzukämpfen hat, wer monatelang auf einem Stahlungetüm mitten im Meer von Freunden und Familie getrennt ist. Noch ungemütlicher freilich wird es, wenn dort ein raffgieriger Tyrann das Sagen hat. Barbora Horáková lässt...
Man stelle sich die Szene vor: eine Familienfeier im Hause Massenet, am prächtig gedeckten Tisch all seine Opern-Kinder. Zur Rechten des Komponisten sein liebster Spross, Manon, melancholisch-mild lächelnd. An ihrer Seite, wie stets in sich gekehrt, der arme Werther. Ihm gegenüber, in silbern glänzender Ritterrüstung, Don Quichotte, flankiert von zwei Zauberfrauen....
Die gute Nachricht zuerst: Jochanaan darf seinen klugen Kopf behalten. Der Henker verschont ihn, vermutlich weil er im Urlaub ist, und die königliche Familie scheitert bei dem ohnehin auch nur halbherzigen Versuch, den Propheten zu enthaupten. Salome scheint ein gewisses Mitgefühl für den religiösen Mann zu haben, der ihr trotz mehrmaliger Bitten den Wunsch...