Alptraum in Pink

München, Puccini: Madama Butterfly

Opernwelt - Logo

Das nächtliche Warten der «Frau Schmetterling» im Hochzeitskleid auf die heiß ersehnte Ankunft ihres Mannes aus dem fernen Amerika – Doris Dörrie nimmt es symbolisch. Sie zeigt Butterflys Traum, zeigt, wie Puccinis Titelheldin, eingesponnen wie eine Raupe in einen weißen Kokon, sich langsam aus ihrer Verpuppung windet, mit einem Fächer auf dem Rücken zu einem Falter erblüht (Choreografie: Tadashi Endo) und sich doch in einem Netz verfängt, das eigentlich das Dach ihres Hauses sichert.


Schon die Liebesszene im ersten Akt begann unter diesem Fächer, und sterbend wird Cio-Cio-San ein letztes Mal zum Schmetterling. Das mag man kitschig finden, aber es ist zutiefst berührend, passt wunderbar zu Puccinis Musik und kontrastiert effektvoll zu einer Inszenierung, die eine bei der Uraufführung 1904 in der Jetztzeit spielende Handlung in das Japan von heute verlegt: «Enjo-Kosai» nennt sich das weit verbreitete Phänomen von Schulmädchen, die sich in Business-Hotels prostituieren, um Handyrechung oder ein neues der verrückten, von allen begehrten Kleidchen bezahlen zu können, aber auch um vielleicht den reichen, schönen Liebhaber aus dem Westen zu finden. So ist alles, was Bernd Lepel im ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2005
Rubrik: panorama, Seite 46
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
Weitere Beiträge
Glaube - Liebe - Hoffnung

Wasser. Rings herum nichts als Wasser. Man darf sich das gar nicht vorstellen. Wie das wäre. Was man machen würde in dieser Sekunde, in der das Wasser hier unten, zirka zwölf Meter unter der Straße, durch die Mauern drückt, die Mauern niederreißt, alles, was da kreucht und fleucht, fortreißt in einem riesigen Schwall und man selbst fortgerissen wird von diesen...

Toulouse, Cherubini: Medea

Die Wiedergeburt von Cherubinis «Medea» (in der französischen Urfassung mit Dialogen «Médée») auf dem Musiktheater wird gemeinhin dem stimmlichen und darstellerischen Parforceritt der Maria Callas zugeschrieben. Sie hat die Partie in den fünfziger Jahren nach Mailand an verschiedenen italienischen und internationalen Bühnen gesungen. Seither erscheint das 1797 in...

Augsburg, Gounod: Roméo et Juliette

Es war sein Einstieg: Frisch aus Klagenfurt engagiert, dirigierte der 29-jährige Ungar Henrik Nánási als neuer Erster Kapellmeister mit «Roméo et Juliette» eine viel versprechende Erstaufführung: Staunenswert, zu welchen Farbmischungen der Bläser und Streicher er sein neues Orchester animierte, wie er Oberstimmen leuchten ließ, Übergänge weich modellierte,...