Allzu vergnüglich
Der Tenor der Pausengespräche war eindeutig: Selten so gut unterhalten. Stimmt: Regisseur Johannes Schaaf lässt das Personal mindestens ebenso munter wirbeln wie die Drehbühne. Das Timing stimmt, die Pointen da Pontes und Mozarts werden präzise umgesetzt. Schaut man sich zudem die historisierende Ausstattung von Stefan Aarfing an, fragt man sich, ob denn da noch was außer den wohlbekannten Späßen war? Dass die Sache eine Reformoper ganz im Sinne Josephs II. war, der seinem allzu selbstgefälligen Adel den Spiegel vorhalten wollte, davon merkt man nichts.
Es bleibt allzu vergnüglich und wird – nach der Pause – sogar ärgerlich: Schaaf fügt elend lange deutsche Dialoge aus Beaumarchais’ Schauspiel ein. Die Gerichtsszene zwischen Figaro und Marzelline – die da Ponte und Mozart ohne Verlust strichen – als Schmierenkomödie. Schaaf bricht die Gattung auf: «Figaro» ist kein deutsches Singspiel! Der musikalische Zusammenhang wird durch den Einschub zerstört, ebenso wie durch die unsinnigen und penetranten Konserveneinspielungen von Mozarts Adagio für Glasharmonika bei den ohnehin schnellen Umbauten. Mozarts Tonartenstruktur geht so flöten.
Musikalisch gibt es Licht und Schatten. Axel ...
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