Ach, die alten Zeiten
Und so werden sie sich in der kommenden Saison alle ums wärmende Feuer der Vergangenheit versammeln. Oder ist es doch mehr eine Séance? Wenn, dann werden jedenfalls aus sehr unterschiedlichen Gründen Geister beschworen. In Lyon, wo mit Klaus Michael Grübers «Poppea», Heiner Müllers «Tristan» und der «Elektra» von Ruth Berghaus Legendäres wiederauferstehen soll. Und in Salzburg, wo 2017 noch einmal, ein letztes Mal, der Blick auf die monumentale Bildweltdüsternis von Günther Schneider-Siemssen erlaubt sein darf. Die Suche nach dem Mythos eint beide Projekte.
Im Falle Salzburg ist es sogar ein Gründungsmythos: 1967 begann Herbert von Karajan mit den Osterfestspielen und einer «Walküre» sein hyperexklusives Privatfestival, eine Art Bayreuth der Berge – nur, dass hier der Interpret Anlass und Quelle des Kultes war.
Schneider-Siemssen, Haus- und Hofbühnenbildner von Salzburgs weltlichem Fürsterzbischof, schuf ihm zum ersten Teil von Wagners «Ring» eine angemessen sagenhafte Szenerie, die zum 50. Geburtstag des Festivals der nachgeborene Kollege Jens Kilian rekonstruieren soll. Eine große Retro-Fete soll da steigen mit Anja Kampe (Brünnhilde), Anja Harteros (Sieglinde), Peter Seiffert ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Markus Thiel
Norma hat Angst. Was, wenn ihre verbotene Liebe zu Pollione auffliegt? Aber auch Pollione hat Angst. Die gemeinsamen Kinder sowieso, von Polliones neuer Geliebten Adalgisa ganz zu schweigen. Nadja Loschky zeigt diese Ängste in einer Pantomime zur Ouvertüre, mit klaren Gesten Bellinis Musik folgend, ebenso sensibel wie genau.
Am Ende der Ouvertüre fällt der Vorhang...
Energie, die mit Farbe nach dem Leben greift: Der Bühnenraum ist voller Scheiben, aufgehängt wie vertikale Perlenketten in geometrischem Raster. Ihr Kolorit changiert, passt sich Ebbe und Flut der Musik an. Links ein wirrer, struwwelbärtiger Mann, die Beine in enormen Klötzen. Ein wenig erinnert er uns an Fafner. Oder an Rübezahl. Er scheint in Gedanken versponnen,...
Ab und an taucht inmitten der Figuren, die zur Handlung von Tschaikowskys «Iolanta» gehören, auch dieses zarte Mädchen im senffarbenen Kleid auf. Wer ist sie? Iolantas stumme Schwester, ihr anmutiges Alter Ego? Wir erfahren es bald genug: Als wir nämlich nach dem finalen Akkord des Einakters applaudieren wollen, winken die Darsteller ab – noch nicht! Schon weitet...
