Ach!
Die Szene ist grotesk, die Musik dazu wundervoll. Bertarido, exilierter, totgeglaubter König, ist inkognito in sein Land zurückgekehrt, steht vor seinem Grabmal und liest jene Inschrift, die von seinem (Ab-)Leben kündet. Seine Seele brüllt, seine Stimme aber kleidet die Qualen des verwundeten Herzens in die denkbar mildesten Töne: Die Arie «Pompe vane di morte!» zählt unzweifelhaft zu den (lyrischen) Höhepunkten in Händels «Rodelinda, Regina de’ Longobardi».
Für einen Countertenor von der Qualität Franco Fagiolis ist diese pointiert-punktierte Klage nachgerade ein Fest, mit ihren zarten Schwellern, ihrer behutsam einkomponierten Agogik, der gleichsam gestauten Tristesse. Und so singt er diese feinnervige Preziose: sinnierend, reflektierend, inwendig, expressiv, mit glühend warmer Tongebung.
Überhaupt überwiegen auf dieser Aufnahme mit Arien von Händel die winterlichen Töne. Im Mittelpunkt steht der leidende, von Göttern wie von Menschen, vorzugsweise aber untreuen Geliebten verlassene Mann, der sich in seiner Einsamkeit nicht als starke Gestalt wähnt, sondern in Todessehnsucht vergeht. So etwa im ersten Teil von Rinaldos «Cara sposa», so auch in der berühmten Arie «Scherza ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 20
von Jürgen Otten
Es war einer der letzten Kompositionsaufträge, die Gerard Mortier vergeben sollte. Eine fantastische Oper für das Teatro Real in Madrid. Maßgeschneidert für Spaniens bedeutendstes Musiktheater. In einem Idiom, das in iberischen Traditionen wurzelt und zugleich in die Welt ausgreift. Mit einem scheinbar vertrauten Sujet, das die Grenzen des Gewohnten sprengt.
Das...
Ägypten
Kairo
Cairo Opera
Tel. +20-2-736 73 14
info@cairoopera.org
www.cairoopera.org
– Il trovatore: 14., 16.
Argentinien
Buenos Aires
Teatro Colón
Tel. +54-1-382 23 89
www.teatrocolon.org.ar
– Eötvös, Tri sestri: 13. (P)., 16., 18., 20.
ML: Schumann, I: Szuchmacher, B+K: Ferrari, S: Vaskeviciute, Laprovskaja, Hasanagić, Garay, Pavón, Guedes
Australien
Adelaide
State...
Dieser dreieinhalb Tonnen schwere, entwurzelte Stamm: ein wahrhaft gewichtiges Symbol der Unterdrückung. Am Schluss schwebt das Ungetüm, von mächtigen Winden in die Höhe gewuchtet, gen Decke davon: Die Schweiz ist frei. Nach Palermo kam der Baum aus London, wo er in Damiano Michielettos provokanter «Guillaume Tell»-Inszenierung an Covent Garden seinen ersten...