Abgesoffen
Entwickelt sich die Karriere nicht wie erhofft, suchen die Stars nach Auswegen – Rolando Villazón schreibt Romane, José Cura dirigiert, beide inszenieren. Dass der Hype um Cura noch funktioniert, zeigt die Begeisterung des Publikums an der Oper Bonn, wo der einst voreilig zum «Tenor des 21. Jahrhunderts» hochgejubelte Sänger ein gern gesehener Gast ist. Jetzt hat er sich dort in Benjamin Brittens «Peter Grimes» erneut als Ich-AG präsentiert, indem er nicht nur in der Titelpartie debütierte, sondern auch noch für Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnete.
Mit einem dem Wachturm in Brittens Aldeburgh nachempfundenen multifunktionalen Wohnhaus und historischen Kostümen auf der Szene geht es recht naturalistisch zu – und das kommt inzwischen wieder an. Angeklebte Seemannsbärte und ein echtes Fischerboot allein bürgen aber weder für Werktreue noch für Authentizität. In Bonn wirkt das so altbacken und bieder wie Curas harmlose Sicht auf Brittens abgründiges Meisterwerk. Sein Grimes ist kein Outcast, sondern ein introvertierter Eigenbrötler; die ihn mobbenden, in den Wahnsinn treibenden Bewohner des Boroughs geben sich als pittoreskes Völkchen, das sich zum aufkommenden ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Uwe Schweikert
Man muss sich die Mitglieder der Richard-Wagner-Verbände als glückliche Menschen vorstellen. Aber wenn die vergangenen Jahre eines gezeigt haben, dann dies: Es wäre ein Fehler, sich darauf zu verlassen.
Um die Stimmung zu verstehen, die heute in der organisierten Anhängerschaft herrscht, muss man in der Verbandschronik ein paar Jahre zurückblättern. Etwa zum 21....
Opern hat er kaum dirigiert. «Zauberflöte», «Entführung», «Fidelio», «Euryanthe», «Eugen Onegin», «Pelléas et Mélisande» – das war’s. Dennoch ist Herbert Blomstedt zutiefst geprägt von der vokalen Tradition. Sein Studium der Chorleitung und der Besuch einer Kantorenklasse bewirkten in Verbindung mit Schwedens Chortradition, dass ihm in jungen Jahren der Gesang als...
Die Fahnen vor der Oper Halle sprechen eine poetische Sprache: «Alles brennt» steht da, schwarz auf weißem Grund, und »Alles träumt». Verkürzt drückt sich hier der Wille zum Neuanfang aus: Wir wollen dieses Haus zu einem Ort des gesellschaftlichen Diskurses, der Fantasien, der Utopien machen – Widerspruch inbegriffen. Damit haben sich Intendant Florian Lutz und...
