Tanzende Wände
Seit ihrer Uraufführung 1919 treibt Richard Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“ (Libretto: Hugo von Hofmannsthal) Bühnenbildnern und Technikteams Schweißperlen auf die Stirn. Patrick Bahners schrieb darüber einmal in der „F.A.Z.“: „Die Wiener Uraufführung war kein Erfolg. Eine Erklärung besagt, die Bühnenwerkstätten der früheren Hofoper seien überfordert gewesen. Hofmannsthal wies die Verantwortung dem Bühnenbildner Alfred Roller zu, den Gustav Mahler 1903 als Vorstand des Ausstattungswesens engagiert hatte.
‚Das Phantastische ist ihm halt nicht gegeben‘, schrieb Hofmannsthal 1920 an Strauss; Roller habe ihn ‚mit den Zaubersachen ganz im Stich gelassen‘.“ Die Herausforderungen für jedes Theater, das sich dieser Oper annimmt, blieben: Szenenwechsel müssen teils in wenigen Sekunden vonstatten gehen, die schwer zu deutenden Metaphern der Geschichte können rasch ungewollt komisch wirken, für die raffinierten Klang-Effekte müssen Lösungen rund um die Bühne und darüber hinaus gefunden werden. Alles in allem sind Partitur und Libretto zusammen eher ein Drehbuch denn eine Vorlage für eine Bühne im Livebetrieb. Die für die Baden-Badener Inszenierung verantwortliche Regisseurin Lydia Steier ...
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BTR 3 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 38
von Rüdiger Beermann
Die 60. Ausgabe des Theatertreffens – gefördert von der Kulturstiftung des Bundes – fand erstmals unter der Leitung von Olena Apchel, Carolin Hochleichter und Joanna Nuckowska sowie unter der Intendanz von Matthias Pees statt. Insgesamt 20 Aufführungen der von der Jury ausgewählten 10 bemerkenswerten Inszenierungen waren über Berlin verteilt zusehen: im Haus der...
Eine musikalische Rarität hat es im April auf die Bühne des Theaters Erfurt geschafft: Christoph Willibald Gluck komponierte die Oper „Telemaco“ für die Hochzeit des zukünftigen Kaisers Joseph II. mit Maria Josepha von Bayern in Wien im Januar 1765 – in nur zwei Monaten. Angesichts dieser knappen Zeit bediente sich Gluck teilweise an Material, dass er schon früher...
Vorschau
Theater in der Stadt
Ein besonderes Ereignis hat das Theater Görlitz mit der Inszenierung „Malfi!“ in der Stadt realisiert – und zwar außerhalb seines angestammten Gebäudes. Für das Stück, als immersives Theater angekündigt, hat das Technikteam in einen alten Güterbahnhof aufwendig viele Spielräume gesetzt, u. a. einen Spiegelsaal, ein Verlies, einen...