Weimar: Einer wird verlieren
Die Zukunft sieht wieder einmal nicht schön aus. Wenn es nach Jörn Klare geht, hat sich die Menschheit zwar einerseits restlos diskreditiert, weil sie im Kampf gegen die Klimakatastrophe versagt hat, andererseits war sie aber schlau – oder dumm? – genug, ziemlich effiziente Algorithmen zu entwickeln. Diese «Algos», so die kumpelhafte Bezeichnung für künstliche Intelligenz, haben inzwischen die Macht übernommen und entscheiden, wer bei beschränkten Ressourcen weiterleben darf oder nicht. Dabei geht es um klare Kosten/Nutzen-Rechnungen.
Wer zu alt, krank oder sonstwie hinfällig ist, dem wird nahegelegt, der Menschheit nicht mehr weiter zur Last zu fallen. Wer das nicht freiwillig einsieht, dem wird nachgeholfen.
In «Restleben» treffen sechs entmündigte Erdlinge in einem geschlossenen Raum zur «Ressourcenoptimierung» aufeinander. Bei Wasser und würfelförmiger Gelatine-Nahrung müssen sie unter ständiger Kamerabeobachtung abwarten, was die Algos mit ihnen vorhaben. Die Situation führt, wie aus zahllosen Geschlossene-Gesellschafts-Plots nicht anders zu erwarten, zu fortschreitendem gegenseitigen Psycho-Gemetzel, das in der Regie von Sebastian Martin vergleichsweise mild ausfällt. ...
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Vor noch nicht einmal zehn Jahren schien Brasilien in eine rosige Zukunft zu sehen. Luiz Inácio Lula da Silva, der als Gewerkschaftsführer und Mitbegründer der Arbeiterpartei PT nach dem Ende der Militärdiktatur seit 1989 sozialistischer Kandidat bei allen Präsidentschaftswahlen gewesen war, hatte 2002 und 2006 diese Wahlen mit Rekordergebnissen von jeweils 61...
«Bierjunge!», ruft Jannik Hinsch alias Diederich Heßling seinem Gegenspieler, dem liberalen Anwalt Buck entgegen, der eben dem Publikum erklärt, dass Heßling als Untertan «der Typus seiner Zeit» sei. «Hängt!», brüllt es aus der letzten Publikumsreihe zurück. Hinsch und Lukas Rüppel, der als Buck davon träumt, Schauspieler in Berlin zu sein und dafür am liebsten in...
Die mobile Drehbühne rotiert. Man kennt dieses mächtige Stillstands-Karussell schon aus Thorleifur Örn Arnarssons Hannoverscher Shakespeare-Auseinandersetzung: Anfang 2017 hatte Daniel Nerlich das riesige Ding zum Höhepunkt von Arnarssons «Hamlet»-Inszenierung ins Zentrum der Bühne geschleppt, und da dreht sie sich heute noch, mittlerweile als Kampfschauplatz von...