Unter Freunden
Ein Globe-Theatre am Rhein? Das gibt es, und zwar nunmehr schon seit 20 Jahren. In London stand das sechseckige Theater, eines von fünf oder sechs «playhouses» seiner Zeit, am südlichen Themse-Ufer, 1599 wurde es erbaut, bereits 14 Jahre später, also noch zu Shakespeares Lebzeiten, ist es abgebrannt. Der Nachbau in Neuss steht am linken Rheinufer, gleich neben der Pferderennbahn, der Nachhaltigkeit halber hat man ihn nicht aus Holz und Stroh errichtet wie das Original, sondern eine Holz-Stahlkonstruktion vorgezogen; das Theater hat zwölf Ecken und bietet ca.
500 Zuschauern Platz, von denen keiner mehr als zehn Meter von der kleinen Bühne entfernt sitzt.
Bereits Topografie und Architektur signalisieren, wofür das jeden Sommer einen Monat lang spielende internationale Festival steht: Shakespeare pur soll es sein, Shakespeare und (möglichst) kein Ende, Authentizität ist gefragt, Einführungen gibt es vor jeder Vorstellung, Übersetzungen ins Deutsche erachtet man dagegen unter Shakespeare-Kennern für überflüssig, und eigensinnige Regiemaßnahmen, wie sie im deutschen Stadttheater gang und gäbe sind, hält man ebenfalls eher für entbehrlich.
In der zum Foyer umfunktionierten Wetthalle mit ...
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Theater heute Oktober 2011
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Martin Krumbholz
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