Technisch fit
Jeder Mensch ist ein Ozean, jedenfalls solange man ihn nicht genauer kennt. Ein Satz, so tief wie der Atlantik – und auch der kann ziemlich seicht sein. Aber dazu später.
«Das Treffen» von Thomas Oberender und Sebastian Orlac (Regie Markus Dietz) ist ein vielfältig einsetzbares Multifunktions-Kunstwerk, und da darf nicht überraschen, wenn die Situation am leinwandbreiten Videoscreen in einer langsam abrollenden Gebrauchsanweisung erläutert werden muss: Man sitzt in Magdeburg und betrachtet auf dem Bildschirm das Publikum des Tennessee Repertory Theatre in Nashville, per Standleitung und Videokamera zugeschaltet. Den Texanern ergeht es genau andersrum. Unter den Zuschauern sitzen je fünf örtliche Schauspieler, die den Stücktext sprechen, während die jeweils transatlantisch entfernte Kamera sich Kopf um Kopf herauspickt, dem die Texte als innere Monologfetzen aufs stumme Gesicht gesprochen werden. Den Bildschirm-Amerikanern in Magdeburg deutsch, den Bildschirm-Magdeburgern in Nashville amerikanisch.
Die Idee hat Potenzial, denn sie kann das vermutete Gedachte einem Ansichts- und Praxistest unterziehen: Was man eben so für möglich hält im Kopf des jeweils anderen, der da gerade wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Dem V-Effekt war Lars von Trier schon immer zugeneigt. Der Dialektik und dem hintergründigen Moralisieren auch. Nach der vierten Folge seiner alptraumhaft-bizarren Krankenhaus-Fernsehserie «The Kingdom» (1994) erschien er im Smoking und mit Fliege auf dem Bildschirm und erklärte zuvorkommend: «Vielleicht sind Sie verunsichert durch das, was wir Ihnen gezeigt haben,...
Ausgerechnet am Tag nach der Botho-Strauß-Premiere «Nach der Liebe beginnt ihre Geschichte» brachte der Zürcher «Tagesanzeiger», von seinen Lesern liebevoll «Tagi» genannt, auf seiner Savoir-vivre-Seite drei Beispiele für «Liebe und Arbeit in Personalunion». Vorgestellt wurden ein «Kunst-Paar», ein «Design-Paar» und ein «Gastro-Paar», jeweils seit 15, elf und acht...
Ulrich Matthes, der den Shylock in der «Kaufmann von Venedig»-Inszenierung des Deutschen Theaters spielt, hat, so mein Eindruck, sorgfältig überlegt, klug durchdacht und hart daran gearbeitet, wie man der heiklen und alle Kräfte und Künste herausfordernden Rolle des jüdischen Geldverleihers beikommt, den seine «christlichen» Konkurrenten, die venezianischen...