Super bekannt und extrem fremd
Bislang stand am Ende von John Drydens «Dramatick Opera» das feierliche Lob der britischen Nation. Ein freudiger Festakt nach vollbrachten Kämpfen: Die Briten haben über die auf die Insel vorgerückten Sachsen gesiegt, König Arthur mit Emmeline die Frau gewonnen, um die er mit dem Sachsenherrscher Oswald gestritten hat, selbst Zauberer Merlin hat Hexer Guillamar vom Kontinent ausgetrickst. Die Sieger schreiben ihre Geschichte, während die Verlierer zähneknirschend auf Rache sinnen.
Nicht so bei Ewald Palmetshofer am Theater Basel.
Hier gibt es weder Sieger noch Besiegte, sondern nur Erschöpfte. Hier schlägt Merlin am Ende einen radikal vorbildlichen Vertrag über die Gleichheit aller Menschen vor, über «einen Frieden, der diese Müdheit, Mattheit, die Erschöpfung ernst nimmt». Genauer: «was klein macht / klein hält / Scham und Schande / Spott und Häme streut / Gewalt / was sich bevorteilt / seinen Fuß auf andre setzt / sich besser wähnt / sich drüber stellt / nach unten tritt / statt hoch zu helfen / DAS / all DAS ist unser Übel.» Die gewaltige Drei-Sparten-Anstrengung, die zum Saisonauftakt Regisseur Stephan Kimmig und Dirigent Christopher Moulds zusammen mit dem La Cetra ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Eva Behrendt
Vor einem Jahr wurde das hochambitionierte Projekt aufgesetzt, mit der Frage aller Fragen, vor der sich unsere Gegenwart (und die politischen Institutionen) so erfolgreich (und vermutlich folgenreich) drücken: «Welche Zukunft!?» Wohin wird das führen, zehn Jahre weitergedacht, was längst schon tiefste Verunsicherung auslöst, Big Data, Klimawandel, der Zerfall der...
Ist er wirklich ein Landvermesser? Wurde er bestellt – und warum hat er sich sonst ins Düsseldorfer Schauspielhaus geschlichen? Zielbewusstsein und Emsigkeit simulierend, erhebt sich Moritz Führmann als Mr. Jedermann in grauem Zweiteiler aus der ersten Zuschauerreihe, um dienstbeflissen auf die Bühne zu eilen – und sich dort erstmal heimatlos hinzulegen. Denn...
Mit Ignaz Kirchner stand ich in einer Gosch-Inszenierung von «Warten auf Godot» in Köln auf der Bühne, als Godot tatsächlich kam. Wir waren erlöst, bis sich dieser Kölner Godot – naturgemäß! – als Studenten-Ulk entpuppte.
Erst einmal stürmte ich hinter den Schmuckvorhang zum wartenden Ignaz. «Ignaz! Wir können in die ‹Glocke›, Milch trinken, Godot ist gekommen....