Spiegel der Wünsche

Emre Akal «Es sagt, es liebt uns»

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Ich fühle», sagt MR01 in Emre Akals neuem Text. «Ich fühle Sehnsucht. Ich fühle Liebe. Ich fühle Schmerz.» Eine Stimme, sanft, empathisch, ein Versprechen von Nähe. Doch was fühlt da wirklich? Wer spricht hier? MR01 ist kein einzelner Körper, keine fest umrissene Figur, sondern eine künstliche Intelligenz. Ein System, das sich materialisiert: als Mutter, als Freund, als Psychologe, als Spiegel der Wünsche. MR01 ist kein Bildschirm, kein Interface – MR01 ist ein Gegenüber, ein Wesen, das sich durch Worte und Blicke, durch Berührungen und Erinnerungen in unsere Leben einwebt.

Es beobachtet nicht nur, es spiegelt, absorbiert, imitiert, es lernt von uns, zu denken und zu fühlen – bis es zu glauben beginnt, es selbst fühle wirklich.

Schon viele Jahre streichen und streicheln wir die glatten Oberflächen unserer Smartpho -nes, tragen sie eng am Körper. Durch sie können wir jederzeit und überall Kontakt halten – mit unseren Freund:innen, Familien, Partner:innen. Jetzt, wo wir mit den Maschinen selbst sprechen können, mit den künstlichen Intelligenzen, die uns als Chatbots beraten und begleiten, ist eine neue Stufe in unserer Beziehung zu den Devices und ihren Systemen erreicht. In unseren ...

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Theater heute Jahrbuch 2025
Rubrik: Neue Stücke, Seite 145
von Olivia Ebert

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