So trapped, so confused
Als ihr Roman «Außer sich» vor knapp zwei Jahren erschien, war das eine Überraschung: Marianna Salzmann, die sich jetzt Sasha Marianna nannte, hatte mit ihren 32 Jahren bereits eine schöne, runde Karriere am Theater gemacht mit well-made plays wie «Muttersprache Mameloschn» und «Wir Zöpfe»: Pointierte Positionen und klare Geschichten vom Mehr-Generationen-Leben einer entwurzelten jüdischen Familie.
Dieser Roman nun, alles andere als well-made im Sinn von Literaturstudiengängen, war ihr buchbstäblich widerfahren: Eigentlich wollte sie 2013 während eines Stipendiums in der Istanbuler Goethe-Institut-Residenz Tarabya, als sich im Gezi-Park der Widerstand formierte, ein neues Stück schreiben, doch dann floss dieser Text aus ihr heraus, hundert Seiten in zehn, zwölf Tagen, wie sie zu Protokoll gab. Am Ende waren es 365 Seiten, ein stream of consciousness, der wild zwischen Ich und Er, Konjunktiv und Indikativ, Zeiten und Räumen springt im Versuch, diesem Ali-Ich auf die Spur zu kommen, das man zu großen Teilen als Alter-Ego-Ali Sasha Marianna Salzmanns lesen kann.
Wie Ali und ihr Bruder Anton kam Salzmann in den 1990er Jahren als jüdischer «Kontingentflüchtling» aus Russland nach ...
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