Schwarze Flecke, weiße Flecke
Warum lässt ein junges, intelligentes Mädchen sich permanent von ihrem Freund verprügeln? Warum kann eine Journalistin in Artikeln ihre Ängste und Probleme am Beispiel anderer Menschen analysieren, ist selbst aber unfähig, diese zu verändern? Und wie kann die Langeweile einen aufgeweckten jungen Mannes dahin führen, dass er die Kinder der Nachbarschaft terrorisiert und quält? Ist der Mensch tatsächlich total unfähig, sich selbst zu verstehen und zu helfen?
Darja Stocker ist erst 23 Jahre alt, hat aber scheinbar schon eine Menge Lebensweisheit angesammelt.
Sie beschreibt in ihrem Stück mit dem schönen Titel «Nachtblind» den rätselhaften schwarzen Fleck in der menschlichen Psyche, der es sensiblen Menschen erlaubt, die Konflikte Anderer zu verstehen, der sich aber so gut tarnt, dass bei der Selbstwahrnehmung die Quelle dieses Wissens im Dunkeln bleibt. Natürlich ist die Heimat dieser kognitiven Sehschwäche die Familie.
Leyla – das bedeutet «Nacht» – ist ein Mädchen, das in der Beziehung zu einem «Großen» genannten Freund Zärtlichkeiten wie Schläge als zwei Seiten der Intensität erfährt; ein frühreifes Mädchen, das stolze Selbstständigkeit mit der Selbstauslieferung an einen ...
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