Schön sauber bleiben

Edward Albee «Alles im Garten»

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Die «American Beauty» der Vorstädte treibt seltsame Blüten, nicht erst seit Sam Mendes in diesem Biotop wilderte, um die Tragödie eines lächerlichen Mannes zu erzählen. Der Widerspruch zwischen äußerlicher Gediegenheit und innerer Verkommenheit hat Edward Albee schon vor 40 Jahren beschäftigt und interessiert ihn noch immer. Allein, ihn psychologisch dingfest zu machen, wie es der Autor der zuletzt wieder in Berlin so überaus erfolgreich geschlagenen Eheschlacht zwischen Martha und George tut, geht eine Regisseurin wie Thirza Bruncken herzlich wenig an.

Anders auch als in «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?», darin die Verletzungs-Orgie zweier Paare keinem Verfallsdatum unterliegt, muss eine Komödie wie Albees «Alles im Garten» von 1967 – mithin dem Jahr der Uraufführung von «Hair», der Veröffentlichung von «Sgt. Pepper’s», der Ermordung Che Guevaras und heftiger Rassenunruhen in den USA – schon fürchten, dass ihr sozialer Witz versandet und ihre Entlarvungsgeste gegenüber bürgerlicher Doppelmoral ins Leere greift. Bereits damals hatte die Gegenkultur ganz andere Saiten aufgezogen. 

Braves Vom-Blatt-Spielen war von Bruncken ohnehin nicht zu erwarten, die bereits bei Ostrowsky ...

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Theater heute November 2005
Rubrik: Chronik, Seite 45
von Andreas Wilink

Vergriffen
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