«Praktisch undurchführbar»
Was für ein wirklich eigenartiger Beruf ist das überhaupt: Theaterleitung? Er steckt voller kaum aufzulösender Widersprüche und ist mit einer Reihe von Zuschreibungen belastet: sehr hohen bis überhöhten Erwartungen, aber auch harter Kritik bis hin zu direkter Ablehnung. Natürlich sind Theaterleitungsprobleme nicht abgekoppelt von der Art des Betriebs und dessen zeitspezifischen Problemen zu denken.
Auch sind einzelne Intendant:innen immer kritisierbar und können im Zweifelsfall viel Unheil anrichten, und umgekehrt kann ein:e einzelne:r Intendant:in – oder auch ein Leitungsteam – nicht allein den ganzen Laden retten.
Dennoch oder besser deswegen lohnt ein Blick auf das Phänomen und Problem Intendanz als solches. Es handelt sich um einen frühen Managementberuf, ab Ende des 18. Jahrhunderts und dann wieder ab 1830 vor allem für aufstrebende, aber kaum künstlerisch ambitionierte Bürger (und ich verwende die männliche Form jeweils absichtlich), der heute oft mit Hybris und Machtmissbrauch in Verbindung gebracht wird, bis vor kurzem noch mit außergewöhnlicher Leistungs -stärke und herausragender Begabung, und der tatsächlich historisch mal größere, meist aber kleinere künstlerische ...
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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Knappheit - alles auf Kante, Seite 37
von Anna Volkland
Ein ganzer Berggipfel in Tirol bricht ab, weil die Permafrostböden mitten in Europa schmelzen, New York versinkt im orangenen Rauch, Jahrhunderthochwasser überschwemmen Teile Deutschlands, in Sachsen und Brandenburg brennen die Wälder, Afrika verzeichnet immer dramatischere Dürren. Das alles ist bereits unser Alltag, genau die Welt, vor der noch vor ein paar...
Am Rad morgens an der Ampel, eng im Pulk der Wartenden, der Fußgänger, neben einer Frau, die ruhig und breit, und komplett a-rezeptiv da steht, nichts von dem bemerkt, was um sie herum vorgeht, denn natürlich hat sie ihre Welt abpanzernden Privatsendungsstöpsel im Ohr, hört nichts, merkt nichts, ist als Taube von sich selbst beschallt, ganz allein in ihrem...
Die Idee zu «Prima Facie» kam Suzie Miller bereits während ihrer Zeit als Jurastudentin, lange bevor sie Dramatikerin wurde. Doch erst nach Jahren der Tätigkeit als Strafverteidigerin und Anwältin für Menschenrechte bot sich ihr die Gelegenheit, das Stück zu realisieren. Die #MeToo-Bewegung hatte Millers Wunsch bestärkt, eine feministische Befragung des...