Patriarchatsbeschimpfung
Männer sind in der Literatur definitiv das schwache Geschlecht. Peter Handkes Sprechstück «Publikumsbeschimpfung» (1966) wirkt im Vergleich zu Lydia Haiders feministischer Hass-Suada «Zertretung – 1. Kreuz brechen oder Also alle Arschlöcher abschlachten» wie ein niedlicher Kindergeburtstag. Bei Haider wird kurzer Prozess gemacht mit prominenten österreichischen Männern aus Medien, Kunst, Politik und Sport. Hass spricht nicht nur, er handelt auch.
Peter Handke wird in einen «riesigen Fleischwolf gedrückt und kommt in feinen Würsten hinten raus», Thomas Bernhard sogar posthum noch einmal geschändet und seine Knochen zermahlen, Autor Thomas Glavinic wird gepfählt, Schauspieler Philipp Hochmair («manieristisches Bubi») mit einem Stock, in dem 100er-Nägel stecken, tot geprügelt. Und auch der gerade zurückgetretene österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz muss dran glauben: «das Antlitz zigfach gegen den Flur geschlagen, bis der Kopf aufbricht und das Hirn austritt».
Als rauschhaft wird die Sprache der 1985 in Oberösterreich geborenen, in Wien lebenden Autorin beschrieben. In ihren Romanen «Kongregation» (2015) und «rotten» (2016) schlugen sich Teenager in der österreichischen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Dezember 2021
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Karin Cerny
Vielleicht ist Friedrich Schillers «Die Räuber» das vielschichtigste deutschsprachige Drama des 18. Jahrhunderts. Im Kontext einer tragischen Familiengeschichte wird hier von Karl Moor erzählt, den Idealismus und Ablehnung gesellschaftlicher Zwänge (sowie die Intrigen seines Bruders Franz) in die Arme einer Räuberbande treiben, wo er schnell zum Hauptmann...
Das ist ein Buch, das man eigentlich laut vorsingen müsste. Nur so würde man dem einzigartigen Klang seiner Sprache gerecht werden. Ein kleines Wunderwerk, freilich weniger aufgrund seiner etwas verworrenen Geschichte als wegen seiner durchgängigen Melodie, die sich einem kratzig einschmeichelt.
Ferdinand Schmalz, der gefeierte Bühnenautor, hat mit seinem ersten...
Das Kind sitzt im Birnbaum und erfindet die Welt. Aber nichts von dieser eigenen Welt gehört wirklich ihm – denn derart symbiotisch ist die Verbindung zum Vater, dass der Junge dessen Träume noch einmal träumt. Die Astgabel im Baum – so stellt er sich das vor – ist der Pilotensitz eines Kampffliegers, und mit Birnen legt er immer wieder Rotterdam in Schutt und...