No Sex, no Solo
Vor drei Jahren reiste ich aus der Antwerpener Troubleyn-Factory mit Übergepäck wieder ab. Der Avantgardekünstler und Choreograf Jan Fabre und seine Assistent*innen hatten mich in den anderthalb Tagen Probenbesuch für die Marathon-Inszenierung «Mount Olympus» mit einem ganzen Stapel von Ausstellungskatalogen und Werkdokumentationen überhäuft; einen von ihnen hatte der Meister mit der knappen Standard-Widmung «Always defend beauty!» signiert.
Was auch immer Schönheit in Fabres Verständnis sein mag – die Errichtung und Zerstörung von Ordnungs- und Regelsystemen im Rahmen seiner Kunst oder einfach attraktive junge Tänzer*innen.
Nun haben zwanzig seiner ehemaligen «Warriors of Beauty» (Fabre über seine Performer*innen) in einem von der niederländischen Kulturzeitschrift «rekto-verso» publizierten offenen Brief erklärt, dass die Arbeit an Fabres Verständnis von Schönheit auch eine ziemlich hässliche Seite gehabt haben soll. Zwölf anonym und acht namentlich zeichnende Autor*innen schildern eindrücklich ein Arbeitsklima, in dem sexuelle Nötigung und Machtspiele auf der Tagesordnung gestanden hätten. So habe Fabre einzelnen Tänzerinnen «privat» bezahlte Fotosessions vorgeschlagen, ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt
Blut ist eine hartnäckige Flüssigkeit. Es klebt an Körpern und Kleidern, macht zuverlässig ein schlechtes Gewissen und will, einmal vergossen, einfach nicht aus der Welt verschwinden. Es wird weitergetragen, von Generation zu Generation: Blut ist dicker als Wasser, und seine Verwandten kann man sich nun mal nicht aussuchen.
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