Mit geballter Faust

Nach zwölf Jahren Friedrich Schirmer beginnt in Stuttgart Hasko Weber seine Intendanz – mit einem neuen Team und vielen guten Vorsätzen

Theater heute - Logo

Es grünt, passend zum lauschigen Standort am Schlosspark neben Kastanien, Liegewiesen und Rosenrabatten. Statt Grafiker Grindlers «Roter Ecke», zwölf Jahre Signet der Intendanz von Friedrich Schirmer, ist jetzt ein sanftes Grün die Leitfarbe am Stuttgarter Schauspiel, die Komplementärfarbe, absichtslos? Auf Plakaten grüßen die Konturen einer geballten Faust. Das erinnert an Klassenkampf, an Kommunismus, an die DDR.

«Nein, in der DDR gab es kein politisches Zeichen mit geballter Faust», sagt Hasko Weber, der 1989 als Schauspielschüler in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, die «Dramatische Brigade» gründete: «ein eigenständiges kleines Theaterunternehmen», lose angebunden ans dortige Schauspielhaus, beispiellos selbständig damals in der DDR. Faust wegen Goethes «Faust», der Eröffnungsinszenierung des Intendanten, Faust Zwo folgt dann im Februar von Hausregisseur Volker Lösch, mit Stuttgarter Bürgerchor. 

Deutliche Zeichen, deutliche Absichten: «Theater spielt mit Wirklichkeiten. Theater ist ein lebendiger Prozess», so weit, so selbstverständlich. Doch dann kommt: «Theater produziert Sinn.» Wie produziert man Sinn – am Fließband in der Theaterdenkfabrik? Kein Augenzwinkern diesmal von ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2005
Rubrik: Starts, Seite 20
von Ulrike Kahle

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ein schwieriges Frauenzimmer

Corinna Harfouch hat bereits einige der sperrigsten Frauenfiguren gespielt, die die deutsche Geschichte hergibt: Eva Braun auf der Bühne, Magda Goebbels und Vera Brühne im Film. In Dagmar Knöpfels «Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern» spielt sie nun zur Abwechslung eine tschechische Dichterin des 19. Jahrhunderts, aber man erkennt sofort, warum Frau...

Tschechows Phantome

Es ist ein Abend, wie er im Theater eigentlich immer sein müsste: betörend, melancholisch, aber auch gescheit und scharf und ausweglos in seiner Konsequenz. Ein kleines bisschen fahrig vielleicht in seiner Collagierseligkeit, manchmal etwas zu beschwipst von den Einsatzmöglichkeiten des Komödiantischen, aber doch immer Blueprint für das Leben, wie es eben ist oder...

In der Pathosdestille

Mit Destillaten ist es so eine Sache. Die Verknappung und Verdichtung aufs Wesentliche, aufs gewissermaßen Hochprozentige, die der Begriff zu versprechen scheint, ist leichter angesagt als getan. Helmut Krausser nennt seinen dramatischen «Gesang vom Untergang Burgunds» ein «Nibelungendestillat» und zitiert als Motto auch gleich noch Heidegger: «Die Sprache ist die...