Mannheim: Allein in Düsseldorf
Als Heide Keller am Neujahrstag 2018 von Bord des Traumschiffs ging, war sie nicht nur die dienstälteste Seriendarstellerin des Fernsehens. Chefhostess Beatrice, so Kellers zweite Identität, war auch die Mutter Beimer des öffentlich-rechtlichen Luxuskuschelns auf allen Weltmeeren. Als sie Tschüss sagte, gönnte ihr das ZDF die Aussicht auf eine Zweitkarriere als Bestsellerautorin. Chefhostess Beatrice, so wollte es das Drehbuch, hatte ein Buch geschrieben, an der Gangway in Los Angeles wartete bereits ein Filmproduzent auf sie.
Harvey Weinstein konnte es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewesen sein, und es sieht auch so aus, als bräuchten die beiden Schauspielerinnen, die Theresia Walser in «Nach der Ruhe vor dem Sturm» aufeinander loslässt, keine Produzenten oder sonstigen «paranoiden Machtdeppen», um sich gegenseitig all das ins Gemüt zu drücken, was ein Schauspielerinnenleben so mit sich bringt.
Da wäre Irm König, die ungekrönte Königin des Luxusliners, der bei Theresia Walser «Glücksschiff» heißt. 36 Jahre habe sie immer wieder «Käptn» gesagt und dann, nach einer bedeutungsvollen Pause: «Frau Meier möchte sie sprechen». Frau König hat sich in jüngeren Jahren für den sicheren ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Jürgen Berger
«Kommen Se rinn, da können Se rauskieken.» – dieser traditionelle Jahrmarktsausruf ziert als Motto jenen Katalog, den Karl-Ernst Herrmann und Erich Wonder zu ihrer gemeinsamen Ausstellung «Inszenierte Räume» im Hamburger Kunstverein 1979 herausgegeben haben. Die lakonische wie verheißungsvolle Aufforderung ließe sich durchaus als eine witzige Weltformel für...
Das Denken muss kalt sein, sonst wird es familiär.» Schreibt Friedrich Nietzsche. Einar Schleef, der dessen «Ecce Homo»-Monolog in Form und mit sich selbst als brillantem Rhetor auf die Bühne brachte, war im Denken kalt und im Fühlen hochentzündlich. Provokation lag bei Schleef höchstens in seinem Willen, mit dem ein Unzeitgemäßer – und auch Wagnerianer – Rituale...
Geschlagene zwei Stunden, wie er nicht müde wurde zu betonen, hat sich der international vielbeschäftigte Regisseur und NT-Gent-Intendant Milo Rau Zeit genommen, um im Bordbistro eines ICE auf dem Weg zur Kerr-Preisverleihung am letzten Tag des Theatertreffens eine Jahrhundertfrage zu beantworten: Was unterscheidet die Schauspielkunst des 21. Jahrhunderts von dem...