«Man kann immer größer werden»
Karin Cerny «Sancta» war deine erste Arbeit an einer Oper. Welche Erfahrungen hast du in dieser Institution gemacht, ist sie ähnlich patriarchal wie die Kirche?
Florentina Holzinger Es fiel uns schon schwer, eine Dirigentin zu finden, die vom Orchester akzeptiert wird. Dabei gibt es viele sehr gute Frauen. Aber es ist definitiv noch eine Männerwelt, die an der Oper den Ton angibt. Generell sind die Hierarchien enorm und sehr fremd für mich als experimentelle Künstlerin aus der Freien Szene.
Aber diese gewaltige Strukturierung aller Vorgänge hat auch viele Vorteile. Alles ist viel effizienter. Alle sind extrem höflich zueinander. Andererseits habe ich dabei wieder gelernt, meine eigene Ineffizienz wert zu schätzen. Spannende Kunst hat zum Glück selten mit Effizienz zu tun, ein künstlerischer Prozess ist im seltensten Fall ökonomisch.
Cerny Opernhäuser lieben klassische Stoffe wie «Don Giovanni». War es schwierig, eine Außenseiter-Oper durchzusetzen?
Holzinger Ich habe zum Glück mit Häusern zusammengearbeitet, die eher angetan waren von unserer Stückauswahl. Paul Hindemiths «Sancta Susanna» ist definitiv kein Stoff, der auf den Opernbühnen auf- und abgespielt wird. Leute tun sich ...
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Theater heute Jahrbuch 2025
Rubrik: Höhepunkte der Spielzeit, Seite 24
von Karin Cerny
ORPHEAI heißt die KI, die uns beobachtet, die uns liest, mitliest, uns analysiert und auswertet, die alles speichert, alle Daten und mehr und mehr Daten über uns – ein gefräßiges Monster, dass immer größer wird, das mit allen Daten, die es frisst, weiter wächst. Sie, die immer schon da ist, wo wir hinkommen, zu Hause, im Zug oder bei der Arbeit: «… das hier das dir...
Als Dorothy in «Der Zauberer von Oz» aus dem Schlaf erwacht, findet sie sich im magischen Land Oz wieder. Die Hauptfigur in Akın Emanuel Sipals Stück aber kann gar nicht erst einschlafen. Mesut Özil, mit Mitte 30 frühverrenteter Fußballer, ist schlaflos. Das Wenige, was aus seinem (Privat-)Leben bekannt ist, und vor allem das viele, das nicht bekannt ist, eignet...
Nein, Joseph Schumpeters affirmative Theorie vom Wirken der disruptiven Kräfte im Kapitalismus steht nicht im Zentrum von Thomas Melles Überschreibung und Neudichtung der «Bakchen» nach dem Urmuster von Euripides. Dennoch kann diese mitgedacht werden, wenn der Autor befragt, was das Dionysische sein und wofür es heute stehen könnte. Und natürlich kommt auch diese...
