Heimat Sprache
Die frühen Jahre
Ausgesetzt In einer Barke von Nacht
Trieb ich
Und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlaß.
Nur auf Wunder.
Ich aß die grünenden Früchte der Sehnsucht,
Trank von dem Wasser das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
Fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.
Mascha Kaléko
In ihrem letzten Lebensjahr 1974 verfasste die jüdische Dichterin Mascha Kaléko das oben zitierte Gedicht. Sie schaut darin zurück auf die Anfänge ihrer Karriere: Auf die leuchtenden Jahre im Berlin der Zwischenkriegszeit, in denen sie sich mit ihrer Großstadt-Lyrik zur Ikone der sogenannten Neuen Sachlichkeit aufschwang. Als die Dichterin am Ende ihres Lebens auf diese Zeit zurück schaut, liegen der Verlust von Heimat, Berufsverbot, Flucht, Armut, Comeback und diverse Schicksalsschläge dazwischen. Sie schreibt mit diesem Gedicht gegen Trauer und Vergessen an; ist noch immer angetrieben von der Überzeugung, sich nicht einzurichten im eigenen Leid, sondern sich schreibend neue Räume zu eröffnen.
Die Dramatikerin Anja Hilling nimmt das Werk und die Biografie von ...
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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Neue Stücke, Seite 152
von Lukas Schmelmer
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