Halle: Nerd auf Abwegen
Streng blickt der junge Tschaikowsky vom großen Poster auf das Bett von Jannik, gespielt im Fatsuit von Alexander Pensel, der sich gerade zu einer Rachmaninov-Suite einen runterholt – natürlich um dann punktgenau von seiner Mutter (Petra Ehlert) dabei gestört zu werden. Jugend ist ein Stahlbad, besonders wenn man gleichzeitig schwul, dick und eben ein Klassik-Nerd ist.
So zumindest die Sicht von Jannik, der in Berlin ein privates Gymnasium besucht und mit seinem einzigen Freund Tai bald zu einem Abenteuer im Berliner Großstadtdschungel aufbricht – oder vielmehr einbricht in eines der edelsanierten Hochhäuser an der Leipziger Straße. Dort wohnt ihr Schuldirektor, und der wird von den beiden mächtig malträtiert – natürlich für einen guten Zweck, was aber erst später langsam sichtbar wird.
Die Vorlage für «Nackt über Berlin» liefert der gleichnamige Debütroman des Filmemachers Axel Ranisch («Dicke Mädchen»/«Ich fühl’ mich Disco»). Seine Uraufführung im Neuen Schauspiel Halle in der Regie von Henriette Hörnigk ist Teil des Premierenreigens auf der Raumbühne «Babylon» von Sebastian Hannak. Bühne und Zuschauerraum werden zu den Ruinen einer modernen Stadt nach der Apokalypse. Der ...
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Nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir uns totgesiegt.» Diesen Satz möchte der Historiker Philipp Blom «gerade den linken, liberalen Intellektuellen» zur Eröffnung der Intendanz Johan Simons ins Stammbuch schreiben: Das Bewusstsein, aus einer Position der Macht und der Privilegien zu sprechen, zu lehren, politische Kunst zu machen, war in der Tat lange Zeit nicht...
Die Zukunft sieht wieder einmal nicht schön aus. Wenn es nach Jörn Klare geht, hat sich die Menschheit zwar einerseits restlos diskreditiert, weil sie im Kampf gegen die Klimakatastrophe versagt hat, andererseits war sie aber schlau – oder dumm? – genug, ziemlich effiziente Algorithmen zu entwickeln. Diese «Algos», so die kumpelhafte Bezeichnung für künstliche...
Die Jubiläumshymnen sind gesungen, der Sekt ist geflossen, das Konfetti nach der großen Gala auf der Berliner HAU2-Bühne zusammengefegt worden: Zeit, sich nach den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des vielleicht erfolgreichsten Gießener Performancekollektivs noch einmal in das zu diesem Anlass erschienene Buch zu vertiefen. «Sich selbst fremd werden»...