Film: Mut zur Tücke

Roman Polanski hat Yasmina Rezas «Gott des Gemetzels» verfilmt: «God of Carnage» – mit Jodie Foster, John Reilly, Christoph Waltz und Kate Winslet.

Schon in der ersten Einstellung ahnt man, wohin der Hase läuft. Triumphierend tippt Jodie Foster alias Penelope Longstreet in den Rechner, dass der zehnjährige Ethan Cowen ihrem Sohn Zacharias auf einem Spielplatz in Brooklyn mit einem Stock zwei Schneidezähne ausgeschlagen hat. (Dass Zacharias und seine Bande Ethan zuvor grob zurückgewiesen haben, notiert sie nicht, aber wir haben es gerade noch im Vorspann wie zufällige Beobachter aus wei-ter Ferne beobachten können.

) Penelope ent­schärft zwar die ein oder andere Formulierung ihrer Stellungnahme, bevor sie sich tief befrie­digt den peinlich berührten Eltern Cowen zu­wendet. Doch ihre Selbstgerechtigkeit dürfte die Versöhnung, um derentwillen die Cowens den Gang nach Canossa angetreten haben, noch ein hartes Stück Arbeit werden lassen.

    90 Minuten Echtzeit

Tatsächlich hat man das harte Stück nie leichthändiger inszeniert gesehen als hier:
Yasmina Rezas «Der Gott des Ge­metzels» hat eine weite Reise unternommen, von Paris über Zürich – wo Jürgen Gosch die deutsch­sprachige Erstaufführung inszenierte –, von London bis an den Broadway und vor die Augen von Roman Polanski, der umgehend be­schlos­sen haben soll, dass der Stoff fürs ...

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Theater heute November 2011
Rubrik: MAGAZIN, Seite 60
von Eva Behrendt

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