Fernost und Wildwest
Wenn man so will, dann war das Programm des diesjährigen Heidelberger Stückemarktes ein verblüffendes und doch auch wieder verzerrendes Spiegelbild der Realität der kleinen Stadt am Neckar.
Wer, wenn nicht Asiaten und Amerikaner macht das Gros der Touristen aus, die sich tagsüber und bis in die späten Abendstunden hinein durch die verwinkelten engen Gassen drängeln, irgendwie auf der Suche nach diesem pflegeleichten deutschen Spirit, der ihnen Romanzen vorgaukelt? Die Besucher aus dem fernen Osten können sich nicht sattsehen an der Postkarten-Romantik; Familien aus den Staaten werden nicht selten angeführt von einem wackeren Veteranen, der hier im ersten amerikanischen Quartier nach dem Zweiten Weltkrieg stationiert war. 70 Jahre gehörten «die Amis» zu Heidelberg, bis sie 2015 endgültig abzogen.
Auch im Theater kommen sie noch einmal zurück. Nicht in brauner Uniform, sondern stilecht mit Colt an der Hüfte und breitkrempigem Hut, als klischeesatte einsame Kämpfer in einem rauen Westen, der noch richtig wild war. «Spiel mir das Lied vom Tod» von Sergio Leone hat Klaus Gehre für das Staatstheater Braunschweig als düstere Untergangsrevue inszeniert. Im Rahmen des Gastspielprogramms ...
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Theater heute Juni 2018
Rubrik: Festivals, Seite 50
von Bernd Noack
Der Hype ist vorbei, zumindest in Leipzig. Zwei Jahre lang haben das Theaterkollektiv copy & waste und das Schauspiel sich im Rahmen einer Doppelpassförderung durch die Kulturstiftung des Bundes in «Ceci n’est pas un HYPE!» mit Hypezig, dem besseren Berlin und all den anderen Etiketten beschäftigt, die der zweitgrößten Stadt in Ostdeutschland von innen und außen...
Er gilt als Dramatiker, der gern aktuelle politische Fragen anpackt. Philipp Löhle, Jahrgang 1978, hat in «Das Ding» 2011 über globale Warenströme geschrieben, in «Feuerschlange» 2016 über die deutsche Waffenindustrie, in «Du, Normen» und «Du, Norma» 2013 und 2016 über geschlechtsspezifische Sozialisation. Die aktuelle Frage, die einen beim Besuch seiner neuesten...
I was so furious, I didn’t fall asleep», sagt die Frau hinter mir am Schluss der Show: Ich war so zornig, dass ich nicht einschlafen konnte. Natürlich ist es anders gemeint, dennoch klingt es – wie ein Kompliment. Wo etwas zu ärgerlich zum Einschlafen ist, da ist etwas passiert. Anselm Weber, seit Beginn dieser Spielzeit Intendant des Schauspiel Frankfurt, und...