Alexandra Badea; Foto: L'Arche Editeur
Erfolg im feindlichen System
Es reden: ein Kabinettsleiter, eine Forscherin, ein Soldat, alle noch relativ jung. Die Menschen, mit denen die drei Figuren aus Alexandra Badeas neuem Stück «Extremophil» in Dialog treten, sind sie selber: Sie sagen Du zu sich. Vielleicht, weil von sich zu sprechen voraussetzen würde, dass sie eins wären mit sich (was sie definitiv nicht sind). Vielleicht, weil sie durch diesen Sprach-Trick zu ihrem Dasein auf Abstand gehen können, ohne dass es gleich wirkt wie eine Selbstanklage.
Vielleicht, weil ihr Verhältnis zu sich ein nachgerade lyrisches ist, ein Reden wie in Strophen. Diese klingen zuweilen wie melancholische, feierliche Abgesänge auf das Allerwelts-Projekt vom geglückten Leben, angewandt auf dasjenige Individuum, das die Sprecher vor Augen haben: das zum Du gewordene Ich.
Bei Marguerite Duras findet man einen ähnlichen Duktus mit dem Unterschied, dass – in «Die Krankheit Tod» zum Beispiel – das Wesen, das man vielleicht selber ist, mit Sie angesprochen wird, in der sogenannten Höflichkeitsform. Vergleichbar ist auch die schnörkellose, beherrschte Sprache, welche Gefühle überwindet, indem sie Begebenheiten beschreibt. Man hält Abstand von sich selbst, um damit auch den ...
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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 158
von Roland Koberg
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