Düsseldorf: Lange Lebenskorridore
Ist er wirklich ein Landvermesser? Wurde er bestellt – und warum hat er sich sonst ins Düsseldorfer Schauspielhaus geschlichen? Zielbewusstsein und Emsigkeit simulierend, erhebt sich Moritz Führmann als Mr. Jedermann in grauem Zweiteiler aus der ersten Zuschauerreihe, um dienstbeflissen auf die Bühne zu eilen – und sich dort erstmal heimatlos hinzulegen. Denn Kafkas «Schloss», aus dem vielleicht ein Landvermesser angefordert wurde, ist bekanntlich von Nebel, Schnee und Finsternis umhüllt. K.
, ob Hochstapler oder nicht, wird dort niemals Zugang finden, genauso wenig wie im Dorf darunter. In der Inszenierung von Jan Philipp Gloger versperrt kein Schnee den Weg, sondern ein bewegliches Labyrinth aus Sperrholzlatten, das Bühnenbildner Christof Hetzer entworfen hat: Stets erlaubt es vermeintlich Einlass und Durchblick, um durch kleine Verschiebungen plötzlich wieder Blick und Perspektive zu versperren. Mal verwandelt es sich in unzugänglich rotierende Quadertürme, mal in Räume mit vielen Winkeln zum Versteckspielen, dann wieder in Grenzzäune zum Hochklettern, auf denen mit Kreide jeweils die Kapitelüberschriften des Roman-Fragments notiert werden.
Führmann hetzt und klettert sich zu ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Dorothea Marcus
Vor drei Jahren reiste ich aus der Antwerpener Troubleyn-Factory mit Übergepäck wieder ab. Der Avantgardekünstler und Choreograf Jan Fabre und seine Assistent*innen hatten mich in den anderthalb Tagen Probenbesuch für die Marathon-Inszenierung «Mount Olympus» mit einem ganzen Stapel von Ausstellungskatalogen und Werkdokumentationen überhäuft; einen von ihnen hatte...
Von diesem Schatten geht nichts Gutes aus. Mondbleich starren die Schlosswächter aus ihrem Ausguckkasten heraus auf das Phantom, das über die nachtschwarze Zürcher Pfauenbühne schleicht. Polonius (Gottfried Breitfuß) steht dabei, Horatio auch (Edmund Telgenkämper), keinem will sich die Erscheinung erklären. Es ist der Geist der Endzeit, der hier umgeht. Das...
Governance is a form of art», heißt es irgendwann in «No President», der jüngsten Produktion des New Yorker Nature Theater of Oklahoma, die auf der diesjährigen Ruhrtriennale uraufgeführt und vom Düsseldorfer Schauspielhaus koproduziert wurde. Dass Regieren eine Kunst ist, weiß auch Mikey, der Wachmann und ehemalige Schauspieler, der mit seinen Kollegen einer...