Druck der Verantwortung

Noch ist sie vielfältig in ihren Formen, Stoffen und Strukturen: Ein Rundgang durch die Berliner Freie Szene kurz vor der Halbierung ihrer Fördermittel

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Im oberen Stock des Gebäudes der Malzfabrik in Berlin-Tempelhof ist es dunkel, nur an den Seiten der schwarzen Rollos blitzt goldenes Abendlicht herein. Ein heißer Sommertag hat dem Raum unterm Dach ordentlich eingeheizt. Vorhänge aus Vlies-Gewebe, Spiegelfolie und Laser-Gaze teilen ihn in Flure und Kammern. Videoprojektionen, etwa von stark vergrößerten Wetterkarten, auf diese meist transparenten Texturen werden im Verlauf der Performance-Konzert-Installation «Wetter» unterschiedliche Atmosphären und Raumgefühle erzeugen.

Auf die «Zimmer» verteilten sich Musiker:innen mit ihren Instrumenten: Schlagwerk, Flügel, Cello, Horn und Geige scheinen lange Zeit unabhängig voneinander wie ein sich fern ankündigendes Gewitter leise vor sich hin zu grummeln. Dazwischen schweben schwarze Ballone.

Claudia Splitt und Florian Feigl heben mit sanfter Sachlichkeit abwechselnd zum «Vortrag über das Wetter» an, der, ausgehend von John Cages «Lecture on the Weather», von den zwölf Winden des Aristoteles bis zum Blitzableiter-Erfinder Benjamin Franklin führt und immer wieder die Klimadebatten der Gegenwart streift. Während man ihren etymologischen Überlegungen und Abschweifungen, etwa zur Rolle des ...

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Theater heute 2025
Rubrik: Freie Szene, Seite 44
von Eva Behrendt

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