Doppelagent seines Lebens
Irrsinn» schreibt er im Mail-Austausch, mit dem wir versuchen, eine Verabredung zu treffen. «Irrsinn» – das ist André Kaczmarczyks «Wahnsinn», wie ihn Botho Strauß’ Lotte Kotte (natürlich im Tonfall der Edith Clever) in der Begegnung mit sich und der Welt ausrief. Ist bei ihm Synonym für die Euphorie, das Limit zu überschreiten, für die Beschreibung seines Alltags, den er durch die Optik des Aberwitzes filtert.
«Irrsinn» das Proben-Programm und Vorstellungs-Pensum am Düsseldorfer Schauspielhaus: als Kästners sachlich und wie verwundert über sich selbst zu Grunde gehender Fabian, flink und agil im Pop-System von Rainald Goetz’ «Jeff Koons», auf Plateausohlen im Glamrock-Feeling des David-Bowie-Musicals «Lazarus» und ruppig-rockig als Camus’ existentialistischer «Caligula». Manchmal zweierlei nebeneinander im Proben-Schleudergang. Manchmal auch mit verrenktem, gezerrtem Nacken nach einem Bühnen-Sturz zu Neujahr. Den Knacks steckt er weg wie nix. «Ach, das ist der nette junge Mann, der manchmal singt im Treppenhaus», sagt eine Nachbarin im Flur, während ich suchen muss, um ihn zu finden. Denn ein Namensschild gibt’s noch immer nicht. Als Adresse reicht ihm vermutlich auch: ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2018
Rubrik: Akteure, Seite 32
von Andreas Wilink
Jeder für sich hat seine Eigenheiten, aber alle zusammen sind sie eine wirklich herzwärmende Urhorde: neun Menschlein, nackt und schamfrei in ausgepolsterten Bodysuits mit dicken Bäuchen, hängenden Brüsten, kleinen Schrumpelpimmeln, schwabbelnden Fettpolstern, wie sie mit leicht eckigen Bewegungen, dabei recht gelenkig durch ihre Familienhöhle turnen. Sie sprechen...
Neue Stücke
Während die Menschheit sich fröhlich um Verstand und Umwelt konsumiert, steigt eine neue Spezies auf die Startblöcke: die intelligenten Automaten. In Sibylle Bergs «Wonderland Ave.» diskutiert ein Chor künstlicher Intelligenzen mit einer der letzten verbliebenen Personen: Ersan Mondtag inszeniert die Uraufführung am Schauspiel Köln. Roland...
Es ist eine Art Lackmustest für Jo Fabian, der seit dieser Spielzeit neuer Schauspieldirektor in Cottbus ist und das Publikum für seine Art von Theater erst noch gewinnen will und muss. Nach zwei eigenen Regiearbeiten – «Wilhelm Tell» und «Onkel Wanja» –, die sich beide an klassischen Dramentexten orientieren, ruft er nun zum Aufbruch, zur «Terra In Cognita». Ein...