Die Uhr tickt

Raphaela Bardutzky «74 Minuten»

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Die Aufführung des folgenden Stücks dauert 74 Minuten.» Mit diesem Satz eröffnen die Schauspieler:innen das neue Stück von Raphaela Bardutzky, Hausautorin am Staatstheater Nürnberg ab der Spielzeit 25/26. Genau 74 Minuten dauert ein durchschnittlicher Notfalleinsatz im Rettungsdienst in Deutschland, Beethovens 9. Sinfonie, dirigiert von Wilhelm Furtwängler im Jahr 1951, und das Putzen von 300 m2 Bürofläche. Ebenso ist es die maximale Länge einer Musik-CD und die durchschnittliche Dauer, die Väter an Werktagen für die Kinderbetreuung aufwenden – bei Müttern sind es 144 Minuten.

«In 74 Minuten hoffen wir auf Ihren Applaus», kündigen die Spieler:innen an. Dann fällt der Startschuss: Eine Stoppuhr und ein Timer – beide sind gut sichtbar auf der Bühne zu platzieren – beginnen zu laufen. Eine Vielzahl von Erzählungen werden nun ins Rennen geschickt, die sich kreuzen und verweben, berühren oder für einen Moment parallel verlaufen – zum Beispiel während einer Zugfahrt. Durch das Verkehrschaos der verschiedenen Geschichten navigiert die vielstimmige Erzählung des Ensembles. Da kommt es schon zu Beginn zu Meinungsverschiedenheiten, was in diesen Theaterabend passt. («Wir haben schlichtweg ...

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Theater heute Jahrbuch 2025
Rubrik: Neue Stücke, Seite 146
von Ida Feldmann

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