Die Ordnung der Dinge
Donald Trump hat auch sein Gutes. Ohne ihn als Inspirationsquelle hätte Stephen Greenblatt, wie er im Nachwort bekundet, nie sein neues Buch geschrieben. «Der Tyrann», eine «Machtkunde für das 21. Jahrhundert» ist ein Close Reading von Shakespeares Macht&Herrscher-Stücken, den Königsdramen und Tragödien der «Rosenkriege», den Usurpatoren-Biografien von Macbeth und Richard III., des in Alter, Wahn und Krankheit abstürzenden Lear, aber auch der einschlägigen Beispiele aus der römischen Republik, «Julius Caesar» und «Coriolan».
Dabei fragt Greenblatt oft weniger nach den großen Akteuren als nach den Umständen drumherum: Warum versagen die Institutionen? Warum lassen sich viele Beteiligte wissentlich belügen? Der Aufstieg von Tyrannen braucht Komplizen und Menschen, die bereit sind, sich zu unterwerfen. Und wie lässt sich das Abgleiten in die Willkürherrschaft wenn nicht aufhalten, dann wenigstens verstehen?
Shakespeare, der aus begründeter Angst vor Zensur und Verfolgung immer einen Mindestabstand von 100 Jahren zwischen seiner Gegenwart und der Handlungszeit seiner Dramen einhielt, hatte nicht so sehr Furcht vor Elisabeth I., seiner Königin, sondern der Zeit danach. Kinderlos und ...
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