Die individuelle Systemfrage

Falk Richter möchte die Narrative ändern

Theater heute - Logo

Vieles fühlt sich für mich nicht wie «Verzicht» an, sondern eher wie eine Serie von Entscheidungen für ein stressfreieres und gesünderes Leben. «Verzicht» ist ein Wort, das vielen Menschen Angst macht. Die Diskussion um ein klimagerechteres Leben wird meist so geführt, als wäre unser Wohlstand und unser sorgenfreies Leben in Gefahr. Dabei verzichten wir schon heute auf sehr viel: auf gesunde Luft zum Beispiel. Auf eine intakte Natur. Auf sichere Straßen ohne Freiheitsraser und stundenlange Staus.

Auf Sommer ohne Dürre, ausgetrocknete Flüsse, Ernteausfälle, Waldbrände und sturzflutartige Überschwemmungen. Auf eine empathische, liebevolle Beziehung mit den nichtmenschlichen Bewohnern dieses Planeten. Auf gesunde Nahrung und somit auf unsere eigene Gesundheit. Auf unzählige Tierarten, die gerade massenhaft aussterben. Wir verzichten unentwegt auf ein gesünderes, nachhaltigeres Leben, das möglich wäre, wenn die politischen Entscheidungsträger:innen die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen würden. Ich würde sehr gerne auf vieles verzichten, wenn es dazu beiträgt, ein annehmbares Leben für zukünftige Generationen auf dem Planeten zu sichern. Aber es ist gar nicht so einfach, ein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Verzicht, Seite 67
von Falk Richter

Weitere Beiträge
Verzicht und Freiheit

Ein ganzer Berggipfel in Tirol bricht ab, weil die Permafrostböden mitten in Europa schmelzen, New York versinkt im orangenen Rauch, Jahrhunderthochwasser überschwemmen Teile Deutschlands, in Sachsen und Brandenburg brennen die Wälder, Afrika verzeichnet immer dramatischere Dürren. Das alles ist bereits unser Alltag, genau die Welt, vor der noch vor ein paar...

Ich kann nur Krieg

Plötzlich / aus dem Schlaf schrecken» lauten die ersten Worte in Thomas Freyers neuem Stück «Ajax», in dem er den trojanischen Krieg mit der Gegenwart verschneidet. Das böse Erwachen wird im Verlauf des Geschehens nicht nur die gleichnamige Hauptfigur treffen. Zunächst ist es jedoch der zehnjährige Jonathan, der in der «nächtlichen Stille» das Bett verlässt und «in...

Das Gießkannenprinzip

Eine Bugwelle postpandemischer Theatervorhaben flutet seit Monaten die Sitzungen der Fördergremien des Freien Theaters in Deutschland. Die gute Nachricht lautet: Die performativen Künste haben die Coronakrise überlebt. Klug gestrickte Hilfsprogramme des Bundes und der Länder haben viele Theaterschaffende unterstützt, die nicht durch stabile Strukturen in Stadt- und...