Die Banalität der Publikumsliebe
Drama ist die Kunst des Konflikts», schreibt der Dramaturg und Regisseur Avishai Milstein in seinem Katalogtext zum Heidelberger Stückemarkt. Und der erste Konflikt entzündete sich schon am Anlass
dieses Textes. «Gastland: Israel» steht auf dem Katalog, was mehrfach so verstanden wurde, als präsentiere sich hier ein Land in toto samt seiner umstrittenen Politik.
Kritisch wurde ein Ausklammern des Nahost-Konfliktes diagnostiziert (unter anderem von der zur Jury gehörenden SZ-Kritikerin Christine Dössel), während die Veranstalter betonten, Israelis und Palästinenser bewusst nicht unter einen deutschen Versöhnungshut zwingen zu wollen.
Synergie-Effekte und PR-Geschick
Die gleiche Losung gibt das Theater Heidelberg für seine aktuelle, vom Kulturstiftungsfonds «Wanderlust» geförderte Kooperation mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv aus – eine zweijährige Zusammenarbeit, die so praktisch mit dem Stückemarkt zusammenfällt, dass man es entweder Synergie-Effekt oder PR-Geschick nennen kann. Immerhin arbeitet der als Israel-Scout eingesetzte Avishai Milstein als Dramaturg und Regisseur am Beit Lessin, und eine der drei Gastspiel-Inszenierungen stammt von ihm selbst. Freilich: Beim ...
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Manfred Beilharz 1992 war schon eine Entwicklung in Gang, die...