Die Banalität der Publikumsliebe

Was ist ein Konflikt? Gastland Israel gab Nachhilfeunterricht beim Heidelberger Stückemarkt

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Drama ist die Kunst des Konflikts», schreibt der Dramaturg und Regisseur Avishai Milstein in seinem Katalogtext zum Heidelberger Stücke­markt. Und der erste Konflikt entzündete sich schon am Anlass
dieses Textes. «Gastland: Israel» steht auf dem Katalog, was mehrfach so verstanden wurde, als präsentiere sich hier ein Land in toto samt seiner umstrittenen Politik.

Kritisch wurde ein Ausklammern des Nahost-Konfliktes diagnos­tiziert (unter anderem von der zur Jury gehörenden SZ-Kritikerin Christine Dössel), während die Veranstalter betonten, Israelis und Paläs­tinenser bewusst nicht unter einen deutschen Versöhnungshut zwingen zu wollen.
 

Synergie-Effekte und PR-Geschick

Die gleiche Losung gibt das Theater Heidelberg für seine aktuelle, vom Kulturstiftungsfonds «Wanderlust» geförderte Kooperation mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv aus ­– eine zweijährige Zusammenarbeit, die so praktisch mit dem Stückemarkt zusammenfällt, dass man es entweder Synergie-Effekt oder PR-Geschick nennen kann. Immerhin arbeitet der als Israel-Scout eingesetzte Avishai Milstein als Dramaturg und Regisseur am Beit Lessin, und eine der drei Gastspiel-Inszenierungen stammt von ihm selbst. Freilich: Beim ...

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Theater heute Juni 2010
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Andreas Jüttner

Vergriffen
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