Deine Heimat, deine Milch
Matthias Schweiger ist ein mächtiger Mann von beinahe Qualtingerschen Dimensionen, nicht nur äußerlich. Wer sich mit seiner Statur das Autoren-Pseudonym «Ferdinand Schmalz» gönnt und sein erstes Stück «am beispiel der butter» nennt, beweist reichlich Souveränität. Und Charme. Um es mit Andreas Beck, dem Wiener Schauspielhaus-Leiter und ehemaligen Arbeitgeber von Matthias Schweiger zu sagen: «Schmalz hat Schmelz.» Dabei ist es ihm, um einen weiteren Kronzeugen zu zitieren, nämlich den Molkereiarbeiter Adi, durchaus «butterernst». Was man so oder so verstehen kann.
Österreichische Autoren von Qualität sind traditionell Zerrissene. Die kleine naturverwöhnte Alpenrepublik bietet naturgegeben viel Heimat und Geborgenheit, sozusagen die Identitätsalmwiese, aber auch deren Kehrseite, die Repressionen der gemütlichen Gemeinschaft. In jüngerer Zeit sind dafür Keller zum Synonym geworden. Humor ist auch immer ein großes Thema, wobei man oft nicht so genau sagen kann, wo er aufhört. Schon die Tiraden von Thomas Bernhard oder die Textrutschen von Elfriede Jelinek waren regelmäßig zum Totlachen, wenn sie einen nicht gerade erschlagen haben. Außerdem hat Österreich wie jedes kleine Land eine ...
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Theater heute April 2014
Rubrik: Akteure, Seite 32
von Franz Wille
Reinhard Palm war mehr als ein Dramaturg. Er war auch Schriftsteller, Übersetzer, Germanist und zuletzt sogar Yogalehrer. Der 1957 geborene Oberösterreicher studierte in Salzburg, Wien und Jerusalem Germanistik, Geschichte, Philosophie, Völkerkunde, Arabisch und Hebräisch. Seinen Doktor machte er in Germanistik an der Universität Salzburg, wo er über «Pilgerwesen...
Das Gift wirkt langsam, gründlich und nimmt einen langen Weg. Seine Wirkung verdankt es nicht zuletzt Thomas Dreißigackers Bühne, der in einem unmöglichen Raum das Unmögliche ermöglicht hat. Der Raum ist das sogenannte Depot 1 des Schauspiels Köln in Köln-Mülheim, weit hinter Deutz. Dieses «Depot» – eine Halle, in der eine unförmig breite Zuschauertribüne vor eine...
An einem Januarmorgen streben erstaunlich viele Menschen über die wenig befahrene Lafayette Street zum Public Theatre. In der Mitte des überfüllten Foyers stehen Mark Russell, künstlerischer Direktor des Festivals «Under The Radar», und Meiyin Wang, seine Ko-Direktorin. Mit der nordamerikanischen Mischung aus Enthusiasmus und Pragmatik werden hundert Produzenten...