Daumen hoch!

Mit Guy Cassiers hat das Toneelhuis in Antwerpen gute Chancen, im Theaterparadies zu landen

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Het Toneelhuis Antwerpen ist eins von drei großen flämischen Stadttheatern in Belgien – die anderen beiden sind das NT Gent (s. TH 3/06) und das KVS Brüssel. Bis zu seinem Wechsel an die Berliner Schaubühne war Luk Perceval Intendant in Antwerpen, nach einem Inte­rimsjahr unter der Leitung des Schauspielers Josse de Pauw ist seit letztem Herbst der Regisseur Guy Cassiers sein Nachfolger.

Der ist ein Theatervisionär der besonderen Art: Seine Inszenierungen sind traumwandlerische Überblendungen von Theater und Video, Ästhetik und Aussage – eine hochartifi­zielle Verwandlung von Theater in Film und wieder zurück. Die Leinwand als Kommentar der Bühne, zur Bereicherung, nicht zur Banalisierung intelligent, ironisch und fantasievoll auf den Punkt gebracht. Alle Cassiers-Aufführungen, vom frühen «Hiro­shima mon amour» oder «Rotjoch» über «Bezonken Rood» (TH 3/06), das im letzten Jahr in Avignon Triumphe feierte, bis zum großen Proust-Zyklus, dessen vier Teile 2005 bei der Berliner «spielzeiteuropa» gezeigt wurden, sind geprägt von jener sehr eigenen Mischung aus avancierter Ästhetik und politischem Engagement. Die sinnlich suggestive, dabei fast brecht­isch distanzierte Form ist ...

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Theater heute Februar 2007
Rubrik: Ausland, Seite 30
von Renate Klett

Vergriffen
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