Das Sofa ist die Tragödie

Die Osnabrücker Spieltriebe beschäftigten sich mit 9/11, Euripides und Theresia Walsers «Eine Stille für Frau Schirakesch»

Theater heute - Logo

Das Vierspartentheater Osnabrück hat einen neuen Intendanten. Er heißt Ralf Waldschmidt, war zuletzt Operndirektor in Augsburg und packte die Gelegenheit beim Schopf: Sein Vorgänger Holger Schultze hatte ihm das Festival «Spieltriebe» vererbt, das seit 2005 alle zwei Jahre zum Spielzeitauftakt ein Bündel von neuen Stücken zum Routen-Event zusammenschnürt, quer durch die Stadt und quer durchs Themenspektrum.

Der Neue setzte nun im eingeführten Format einen neuen Akzent: den thematischen Fokus. Im zehnten Jahr nach den Anschlägen des 11.

Septembers nannte er das Festival «Entsichert» und erbat musikalische, choreografische und dramati­sche Werke zum Thema Krieg und Frieden, denen ein Septemberwochenende lang die Osnabrücker auf fünf Routen zu Fuß oder im Bus von der idyllischen kopfsteingepflasterten Innenstadt mit emma-theater und Daniel Libeskinds Felix-Nussbaum-Haus über Spielstätten in Klinik, Schwur­gerichtssaal und Kloster bis zur abgelegenen ehemaligen britischen Kaserne am Limberg folgen konnten – nicht zuletzt eine logistische Herausforderung für ein nagelneu zusammengestelltes Team, das sich durch latente Überforderung am schnellsten zusammenschweißen lässt. Alle stöhn­ten, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2011
Rubrik: Aufführungen, Seite 26
von Barbara Burckhardt

Weitere Beiträge
Teile und gewinnet

Dieses Sommerfestival wird das größte und schönste, das es je gab», verkündete der Künstlerische Leiter Matthias von Hartz im Programmheft. Auch das gesinnungsbewusste Festival in Hamburg ist von der «Wachstumslogik» bedroht. Bei einem Blick ins eigene Theorie-Programm mit dem Schwerpunkt «Gemeingüter» hätte sich als passendere Überschrift für die neuen...

Bewusstseins­überwältigungs­maschine

Mit «Under my thumb» von den Rolling Stones, der Hymne der Frauen­unterdrücker, beginnt der Abend. Ein Ekel ist dieser «Er». Ein egomaner Choleriker. Kümmert sich nicht um sein Kind und wirft seiner Frau vor, sie sei schuld daran, dass es nicht spricht.

Der Held und Erzähler von Rolf Dieter Brinkmanns 1968 veröffentlichtem Roman «Keiner weiß mehr» ist (seinem Autor...

Heiße Eisen, schale Gefühle

«Unsere Generation glaubt einfach nicht mehr, dass wir alle so verschieden sind, weil wir verschiedene Religionen, verschiedene Werte, verschiedene Kulturen und Nationa­litäten haben. Wir wissen, dass wir alle dasselbe wollen (…) und dieselbe Sprache sprechen: Facebook!», verkündet die Deutsch-Iranerin Maryam Zaree am Ende von «The Day Before the Last Day». Na...