Das Gegenteil von Museum
Im neuen Pollesch spielt eine Drehbühne mit.» So beginnt auf «nachtkritik» die Rezension zu «Die Revolver der Überschüsse» 2013 in Stuttgart. «Mal zickt sie herum, mal kreist sie elegant um sich selbst. Eine echte Diva eben.» Der Kollege von der «Stuttgarter Zeitung» gerät bei Janina Audicks «Wimmel-Bühnenbild aus vielen Gebäudeteilen mit lauter verwegenen Spitzen, Triolen und Diagonalen» in geradezu existenzielles Schwärmen.
Es kreise «immer wieder an uns vorbei, verheißt uns Wechsel und Veränderung, Fluss des Lebens und der Gezeiten – obwohl ja letztlich immer alles nur gleich bleibt und wiederkehrt. Allein für diese Idee, dieses Bild lohnt sich schon der ganze Abend.» Ganz oben auf die konstruktivistisch anmutenden Raumelemente hat die Bühnenbildnerin eine Leuchtschrift platziert, die auffallend schräg im Gesamtbild hängt: «TALENT».
Dass auch das erste Arbeitsbuch, das einen Überblick über 20 Jahre Bühnen- und Kostümbilder von Janina Audick verspricht, «Talent» heißt, überrascht also erst einmal nicht. Doch der Titel ist nicht einfach Selbstzitat, sondern Geste der Appropriation: «Talent haben normalerweise die Männer», schreibt die Videokünstlerin Constanze Ruhm in der ...
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Die mobile Drehbühne rotiert. Man kennt dieses mächtige Stillstands-Karussell schon aus Thorleifur Örn Arnarssons Hannoverscher Shakespeare-Auseinandersetzung: Anfang 2017 hatte Daniel Nerlich das riesige Ding zum Höhepunkt von Arnarssons «Hamlet»-Inszenierung ins Zentrum der Bühne geschleppt, und da dreht sie sich heute noch, mittlerweile als Kampfschauplatz von...
Aufführungen
Zwei große Mörderinnen der Dramengeschichte werden im Dezember wieder Männer töten, die sie lieben: Medea bringt ihre Söhne um, Salome den begehrten Jochanaan. Mateja Koleznik bringt die «Medea» von Franz Grillparzer mit Sylvana Krappatsch in der Titelrolle auf die Bühne des Stuttgarter Schauspielhauses; Simon Stone überschreibt Euripides’ Drama mit...
Die Zukunft wird weiblich», versprach das Badische Staatstheater Karlsruhe zum Saisonstart, und verwies damit zunächst mal aufs eigene Personal: Seit Sommer sind vier der fünf Spartenleitungen weiblich besetzt (das Junge Staatstheater bildet mit Otto A. Thoß die Ausnahme), und Schauspieldirektorin Anna Bergmann hat für ihre erste Spielzeit ausschließlich...