Another Drama, Drama

Machtspiele am Hamburger Schauspielhaus: Claudia Bauer inszeniert Selina Fillingers «Die Schattenpräsidentinnen», Anne Jelena Schulte beschäftigt sich mit der mythologischen Randfigur «Antiope»

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Neben der Antikenaufarbeitung «Anthropolis», neben der Klassikerpflege und neben postdramatischen Zugriffen verfolgt das Deutsche Schauspielhaus einen dritten, weit weniger beachteten künstlerischen Strang: Immer wieder kommen hier well-made Plays auf die Bühne, die dem Ensemble Gelegenheit geben, darstellerisch aufzudrehen und die konsequent auf tagespolitische Aktualität abzielen.

Das erste Beispiel dieser Spielzeit war Felicia Zellers Gogol-Überschreibung «Die gläserne Stadt» in der Regie von Viktor Bodó, eine bis -sige Satire auf die Hamburg-typische Verbandelung zwischen großem Geld und sozialdemokratischer Politik.

Politische Relevanz, virtuoses Schauspiel und einen Humor, dem man nicht zu nahe tritt, wenn man ihn als krachledern bezeichnet, bietet auch Selina Fillingers Farce «Die Schattenpräsidentinnen oder: Hinter jedem großen Idioten gibt es sieben Frauen, die versuchen, ihn am Leben zu halten». Das Stück ist ein großer Erfolg am Broadway, wo sich ein Publikum, das nie im Leben Donald Trump wählen würde, köstlich über eine Demokratie amüsiert, die einen Präsidenten Trump ermöglicht (und die Gefahr, die hinter solchen politischen Entwicklungen steckt, konsequent ...

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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 11
von Falk Schreiber

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