Alles schon drin
Es soll ja noch schlechter werden», lautet die permanente Drohung in diesem Stück. Für Elisabeth, die Hauptfigur in Horváths Sozialstück «Glaube Liebe Hoffnung», ist das aber noch lange kein Grund, aufzugeben. Die düstere Zukunftsprognose lässt, im Gegenteil, die graue Gegenwart in einem helleren Licht erscheinen. «Ich lass den Kopf nicht hängen», sagt Elisabeth immer wieder. Am Anfang sagt sie es heiter und zuversichtlich, in dieser fröhlich-resoluten Art, mit der sie dem Leben trotzt.
Am Ende, nachdem sie aus dem Wasser gezogen wurde, brüllt sie den Satz wie eine letzte, verzweifelte Kampfansage in die Welt. Um letztendlich doch in einer Pfütze zu stranden.
Elisabeth ist eine Frau, wie heutige Politiker sich den mündigen Bürger in einem maroden Sozialstaat wünschen: eigenverantwortlich, willig, kreativ – selbst in der Arbeitslosigkeit noch optimistisch. Eine, die nicht schmarotzt und dem Staat auf der Tasche liegt, sondern sich an den eigenen Haaren aus der Patsche zu ziehen versucht. Elisabeth strampelt und kämpft. Trotzdem gerät sie ins soziale Abseits, schlittert immer weiter ins Unglück. Bis sie am Ende bäuchlings in einer Pfütze liegt und japsend, mit dem Gesicht im ...
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