Wer wird Millionär?

Ödön von Horváth «Zur schönen Aussicht»

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Doch, doch, sie haben was zu bieten, die Herren Heiratskandidaten. In einer Reihe sind die vier mit ihren blumengeschmückten Gabentischen und Sonntagsanzügen an die Rampe der Kammerspielbühne vorgerückt: der grobschlächtige Chauffeur Karl (Edmund Telgenkämper), der deutschnationale Frauenhasser Müller (Jochen Noch), der speckig-wendige Kellner Max (Peter Brombacher) und der garten-zwerghafte Freiherr von Stetten (Stefan Merki), den die pralle Selbstgefälligkeit gleich gefühlte zwei Köpfe größer macht.

Seit sie wissen, dass die Christine (Lena Lauzemis) nicht nur ein liebes Mädel, sondern auch reiche Erbin ist, halten sie mit Sekt und Pralinen um ihre Hand an – auch wenn es keiner so herrlich direkt gesagt hat wie Christines verflossener Liebhaber, der verkrachte Künstler Strasser (Thomas Schmauser): «Ich liebe dich, weil du 10.000 Mark hast!»
 

Und was macht die engelsgleiche Christine? Sie zieht den rechnenden Kerlen einem nach dem anderen Schuhe und Socken aus, wäscht ihre Füße und trocknet sie mit ihrem grade mal schulterlangen Haar. In aller Seelenruhe. Mit dieser biblischen Fußwaschung frühmorgens und am Ende von Horváths böser Inflationskomödie «Zur schönen Aussicht» von 1926 ...

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Theater heute August/September 2008
Rubrik: Chronik, Seite 73
von Eva Behrendt

Vergriffen
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