«Was haben wir falsch gemacht?»
Wildfremd sind sie einander, die Alten und die Jungen in dieser Familie, die einst bessere Zeiten gesehen hat. Misstrauen, Hass, Bevormundung vergiften ihr Verhältnis zueinander.
Gierig grapscht der lustgeile Großvater nach dem jungen Fleisch der fremdstämmigen Haushälterin, der Freiheitsdrang der jungen Tochter entlädt sich in aggressiver Schikane gegen die kranke Mutter, der verklemmte Sohn quält sich mit unterdrückter homoerotischer Neigung – und die Mutter, kaum Mitte vierzig und den Tod vor Augen, versucht mit letzter Kraft, die Krusten der Verlogenheit und Verstellung aufzubrechen, verdrängte Gefühle und verborgene Beziehungen ans Licht bringen. Nur für einen Augenblick sind die Spannungen vergessen, dann, wenn das wirklich Fremde über sie hereinbricht, wenn aus der Wohnung über ihnen schrille Musik losdröhnt, fremde Stimmen lärmend durchs Haus schallen. Dann explodiert die Wut gegen die «Scheißausländer», gegen diese fremden Eindringlinge, die «unseren Frieden und unsere Harmonie stören und unsere Großzügigkeit ausnutzen».
Belbel beobachtet den Zusammenprall einer traditionsbewussten deutschen Familie mit nicht näher bezeichneten Zuwanderern über Jahrzehnte hinweg. ...
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Der ideelle Gesamtschwabe arbeitet gerne und viel, betet fromm und pflegt einen Drang zum Höheren. Da er dieses Höhere aber gut radikalprotestantisch in der innerweltlichen Pflichterfüllung sieht, geht das alles gut zusammen, und er arbeitet sich in spiritueller Fröhlichkeit den Arsch ab. Für diesen Zusammenhang aus Arbeit und Spiritualität, ja aus stumpfer,...
Dass es nicht mehr opportun ist, das künstlerische Genre der Fernsehserie gering zu schätzen – das spricht sich herum. Aber wenn dieser noch vor wenigen Jahren eher belächelten Kunstform inzwischen sogar moralische Qualitäten nachgesagt werden, horcht man doch immer noch auf. Wie erst, wenn das Ganze weltpolitische Maßstäbe annimmt!
Schenkt man der «taz» Glauben,...
Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft – darin schwingt die von Familienpolitikern ungern beachtete Bedeutung mit, dass diese Form des Zusammenlebens tatsächlich zu einer Zelle werden kann, in der man sich Keime holt. Manche davon wird man dann sein Leben lang nicht los. Zum Beispiel die Rollenverteilung: Vater, Mutter, Kind. Wer eins davon mal war (zumindest...