Warten macht auch Arbeit
Annie Sprinkle hat schöne Brüste. Große, schwere, weiche Brüste, die die 60-jährige Übermutter der künstlerischen Sexarbeit im Hamburger Kulturzentrum Kampnagel zu Strauss’ «Donauwalzer» tanzen ließ: niedlich, lustig, auch erotisch.
Es war eine kluge Entscheidung, Sprinkles kurze Performance «Bossom Ballet» zur Eröffnung der Konferenz «Fantasies that matter – Images of sexwork in media and art» im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals Hamburg zu zeigen: Sie verdeutlicht, dass es nicht in erster Linie um Sexarbeit gehen sollte als vielmehr um deren mediale und künstlerische Vermittlung. Auch wenn der burleske Humor von Sprinkles Performance mit Sexarbeit im engeren Sinne kaum noch etwas zu tun hat.
Das Problem der Konferenz war allerdings nicht eine gewisse terminologische Unschärfe. Mit einer Ausnahme (der Sozialarbeiter Gerhard Schlagheck war an einer Diskussion zur konkreten Situation in Hamburg beteiligt) bestanden die Podien ausschließlich aus weißen, mehr oder weniger privilegierten Cisgender-Frauen (Cis- im Gegensatz zu Transgender bezeichnet Menschen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem körperlichen Geschlecht zusammenfällt – Anm. d. Cis-Red.). Eine Schwierigkeit, auf ...
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Theater heute Oktober 2014
Rubrik: Magazin: Konferenz, Seite 76
von Falk Schreiber
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