Vor dem Gericht

Andrei Konchalovskys in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichneter Film «Paradies»

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Ein Mann, später noch ein zweiter sowie eine Frau – in einer Verhörsituation. Die immer wieder von Jump Cuts kurz gestörten Bilder sind schwarzweiß (so wie der Film insgesamt), die Delinquenten uns gerade zugewandt. Sie haben geschorene Köpfe, tragen stilisierte graue Jacken, sprechen frontal in die Kamera, jeweils im exakt gleichen Ausschnitt, wie auf einer sachlichen Fotografie von Bernd und Hilla Becher, wenn das Paar auch Menschen in Serie porträtiert hätte.

Die drei erzählen aus ihrem Leben in einer Extrem-Situation: der Nazi-Zeit, der europäischen Katastrophe, der Shoah. Jules (Philippe Duquesne), gepflegter Familienvater und vermutlich ein ehrenwerter Mann, arbeitet als Polizeibeamter im besetzten Frankreich Hand in Hand mit der Gestapo und hat in seinen Zellen einige neue Gefangene, die verhaftet wurden, als die in der Résistance Aktiven jüdische Kinder versteckten. Darunter die adlige Exilrussin Olga, die Jules bereit wäre, laufen zu lassen, wenn sie ihm ein Rendezvous gewährte. Dazu kommt es nicht: Jules wird vor den Augen seines Sohnes von Widerständlern erschossen.

Auch Olga (Julia Vysotskaya) gibt ihre Geschichte zu Protokoll. Sie wurde deportiert ins KZ, verbunden ...

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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Andreas Wilink

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