Von Lügen und Fantasie

Aalen

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Ein Junge, Nick, macht sich im Internet zu einem Mädchen. Ein anderer Junge, Adam, verliebt sich in das Mädchen, will es sehen, treffen, anfassen. Ein alltäglicher Plot aus der virtuellen Welt von «World of Warcraft» oder «Second Life». Die nur so wimmelt von Avataren, erfundenen Identitäten, erträumten Biografien. Von Lüge und Gegenlüge. Von Träumen und Verführung, von Naivität und Kriminalität. Pubertäre Schwindelei, ausprobieren, wie weit die Fantasie, die Verführungskräfte, vor allem die Macht über andere reichen.

 
 

Zum ersten Mal auf deutscher Bühne: Carlos Murillo, Jahrgang 1971. Murillo gewann zweimal den National Latino Playwriting Award, er wohnt und lehrt in Chicago. «Dark Play» ist ein well-made play: die Sätze kurz, schnell, authentisch, Nicks Spielereien, Erfindereien eine mitreißende Mischung aus Gewitztheit und Gefühl. Ein Theaterstück übers Chatten: Aber kein Chat­room auf der kleinen Zweitbühne in Aalens altem Rathaus – wie sollte der auch aussehen? Nicht mal ein Computer, im Gegenteil: an allen drei Wänden Schiefertafeln, wie Steintafeln für Hieroglyphen, für Runen. Die beiden Jungs schreiben mit Kreide, unlesbar, in Fantasieschrift, schreiben vorwärts, rückwärts, ...

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Theater heute April 2010
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Ulrike Kahle-Steinweh

Vergriffen
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