Viele bunte Luftballons

Alfred Jarry «König Ubu»

Theater heute - Logo

In der «Süddeutschen Zeitung» hat Peter Laudenbach gejubelt: In der «maroden» Volksbühne bekäme man, «was man in diesem grauen Bunker zu allerletzt erwartet hätte: eine Inszenierung, die in ihrer großen Leichtigkeit ziemlich gute Laune macht». Und weiter: «Der Plot ist simpel: Vater Ubu, ein vulgärer Dummkopf, ermordet den König von Polen, um selber König zu werden und den Staat zu plündern.» «In der Volksbühne allerdings sind Herr und Frau Ubu äußerst ansehnliche Erscheinungen. Weil sie von den Großkomikern Samuel Finzi und Wolfram Koch gespielt werden.

» «Rechthaberische Verweise auf die blutigen Kleinbürger an der Macht, von Ceausescu bis Hitler, schenkt sich die Aufführung. Stattdessen pures Vergnügen am zweckfreien Spiel.» Beigetragen dazu hat, so unser Kritiker, auch die Bühnenbildnerin Katrin Brack, sie «hat lauter große bunte Luftballons auf die leerge­räumte Bühne gekippt. Womit schon mal klar ist, dass wir hier in einem sinnfreien Fan-Zoo sind». «Die Luftballons schweben mal und sinken mal zu Boden, sowas Biederes wie die Gesetze der Schwerkraft hat keine Chance gegen das bunte Nichts.»

Der Regisseur des Abends Dimiter Gotscheff traute sich nicht gleich in Jarrys aus einem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juli 2008
Rubrik: Chronik, Seite 51
von Henning Rischbieter

Vergriffen
Weitere Beiträge
Happy Hölle

Stalins Russland – Putins Russland, die Ähnlichkeiten zeigen Grundstrukturen der russischen Gesellschaft: Bürokratie, Despotismus, Korruption. Sebastian Baumgartens Inszenierung von Bulgakows «Der Meister und Margarita» zeigt vor allem Parallelen. Der satirische Roman aus der Stalin-Zeit wird mit allen Mitteln der dekonstruktivistischen Theaterästhetik auf die...

Es lebe der Zentralfriedhof

Dem Wiener wird ein gewisser Hang zur Todessehnsucht nachgesagt. Wie zur Bestätigung dieses Klischees wurden gegen Ende der Spielzeit an zwei Wiener Bühnen Auftragswerke uraufgeführt, die vom Tod handeln, sich davon aber nicht die gute Laune verderben lassen.

Der 1990 nach Wien emigrierte Bulgare Dimitré Dinev, der auf Deutsch schreibt und inzwischen...

Crazy East

Seit Detlev Bucks «Wir können auch anders» (1993) haben jedenfalls viele Filmemacher ihre Westernsehnsucht im deutschen Nordosten ausgetobt, zuletzt Pepe Planitzer (Jahrgang 1969), dessen «Alle Alle» (2007) jetzt in die Kinos kommt. Das Drehbuch geht auf Oliver Bukowskis Theaterstück «Burnout» von 1992 zurück: verrückte Zeiten, damals kurz nach der Wende. Und es...