Verzockte Welt
Der Mensch als Zocker. Und der Mensch in einer Welt, die sich längst verzockt hat. Die Gesellschaftsanalyse, die das Schauspielhaus Bochum in konzentrierter Form zur Saisoneröffnung präsentiert, ist so trübe wie schonungslos. Der Intendant selbst inszeniert Dostojewskijs Roman «Spieler», bei dem er den Artikel im Titel weglässt, weil hier doch längst nicht nur der Ich-Erzähler der Sucht verfallen ist und eigensinnig jede Zukunft riskiert (mit einer «Spieler»-Adaption unter dem Titel «Zocker» war Johan Simons an der Castorf-Volksbühne 2004 noch durchgefallen).
Jetzt wird das Spieler-Sein für Simons zur bitteren Charakterbeschreibung einer ganzen Gesellschaft. Ihr Boden: eine rotierende Scheibe, komplett weiß, weil es neben Gewinnen und Verlieren kaum mehr Zwischentöne gibt, und ständig in Bewegung, weil Stillstand in Roulettenburg nicht vorgesehen ist.
Roulettenburg – so nennt Dostojewskij seine fiktive deutsche Stadt, die Bad Homburg, vielleicht auch Wiesbaden oder Baden-Baden meinen könnte, wo der Autor selbst der Spielsucht verfallen war. Damals, 1866, schrieb er seinen autobiografisch inspirierten Roman im Rekordtempo unter den Bedingungen eines ausbeuterischen Vertrags. Schon ...
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Theater heute November 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Sarah Heppekausen
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