Sterne, hm!
Der Regisseur hatte so eine Ahnung. Als der Schauspieler auf der Probe schlapp machte, schickte er seinen quirligen Assistenten hinauf, der sich mit Verve in die Szene schmiss, und dem Regisseur stand der Mund offen. Der Regisseur war Gerd Heinz, und der gedrehte Assistent Hans Christian Rudolph, Spross einer gerühmten Theaterfamilie. Schluss mit Regie also. Dafür aber sorgte Heinz nun für des jungen Burschen Karriere, auf nach Darmstadt, und dann holte ihn Boy Gobert, der charismatische Chef, an das Thalia Theater in Hamburg.
Gobert, ein versierter Schauspieler der guten alten Art, sah in ihm einen «Vertreter des romantisch-romanischen Liebhabers …», und so spielte er auch: nett, hübsch, gut, freilich immer ein bisschen erfrischend schräg, dafür sorgte schon Heinz.
Er gab aber auch den Günstling Gaveston in Marlowes «Edward II.», mit Ingrid Andree als Anne und Peter Striebeck als schwulem König. Auf einem Foto sitzt in einem Haufen Dreck und Papier mitten auf der Bühne ein wuschelköpfiger, junger Mann, mit verhetzter Grimasse, eingefangen in zahlreichen Taschenlampenstrahlen. Das ist Gaveston, kurz vor Gefangenschaft und elendem Tod: Sie stülpten ihm eine Plastiktüte über den ...
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Theater heute März 2014
Rubrik: Nachruf, Seite 34
von Jürgen Flimm
Personen:
Janne, um die 40
Günther, um die 65
Sigrun, um die 50 / Gitta, um die 60
Takeshi, um die 30 / Jonas, um die 35
Katja, um die 35
Prolog / Jenseits von Eden I
Zwei dick eingepackte Gestalten mit Rucksack und Sturmbrillen, mit Karabinerhaken an ein straff gespanntes Seil gehakt, das links und rechts am Bühnenrand verschwindet.
Gitta Die Suche nach...
Am Ende sind die Experten auch nicht schlauer: «Ganz allgemein – es bleibt einfach schwierig», meint einer der drei Herren im Rollkragenpulli, der sich hocheloquent, aber meinungsarm an seiner Tafel abmüht und das Problem mit Schrödingers Katze vergleicht. Ob die gerade schon tot sei, wisse man als Beobachter auch nie. Die andere Fachkraft stottert ein bisschen um...
Ab wann werden ein paar Ereignisse, die vielleicht zusammenhängen, zu einer Geschichte? Vielleicht sogar zu einer Lebensgeschichte? Ist ein Leben überhaupt eine Geschichte? Und wenn ja, wer schreibt sie? Das «Archiv des Unvollständigen» erzählt keine Geschichten, weil Archive nicht erzählen, sondern sammeln, wenn auch meistens unvollständig. Manchmal finden sich...