Schwere und leichte Zeichenspiele

«X Firmen» und Machos aller Couleur: zum Abschluss von «Theater der Welt»

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Ein sachliches Hoch auf die Faulheit! Müßiggang, erklärt SAP-Mitarbeiterin Corinna Bornhorst, sei beim global playenden Softwareentwickler längst zur Primärtugend geworden. Leistungsdenken und Effizienzzwänge hätten sich als Holzwege erwiesen, umso konsequenter bemühe sich das Unternehmen darum, das Leben der Mitarbeiter zu entschleunigen und die nur noch spärlichen Arbeitsstunden dem Dienst am Gemeinwohl zu verpflichten. Dazu wirft eine Zeichnerin mit flinker Hand Skizzen an die abwasch­bare Wand: Das Analoge hat längst wieder Konjunktur im Digitalen.

Die größte Überraschung in Barbara Ehnes’ Mini-Performance im flauschigen Snoozleraum irgendwo in den endlosen Weiten des SAP-Stammsitzes Walldorf ist allerdings, dass es sich tatsächlich um Theater handelt. Ohne weiteres hätte ich der Seminarleiterin im rosa Kostümchen geglaubt, dass SAP schon heute – und nicht erst 2029, wie sich am Ende des Kurzvortrags herausstellt – auf die Verbindung von Kapitalismus und guten alten Hippiewerten setzt, so wie schon seit Jahren nicht nur Social-Media-Produkte, sondern auch die gleichsam zugehörigen Entspannungstechniken à la MBSR (Mindfulness-based Stress Reduction, kurz Acht­samkeitstraining) ...

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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Festivals/Aufführungen, Seite 11
von Eva Behrendt

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