Schwere und leichte Zeichenspiele
Ein sachliches Hoch auf die Faulheit! Müßiggang, erklärt SAP-Mitarbeiterin Corinna Bornhorst, sei beim global playenden Softwareentwickler längst zur Primärtugend geworden. Leistungsdenken und Effizienzzwänge hätten sich als Holzwege erwiesen, umso konsequenter bemühe sich das Unternehmen darum, das Leben der Mitarbeiter zu entschleunigen und die nur noch spärlichen Arbeitsstunden dem Dienst am Gemeinwohl zu verpflichten. Dazu wirft eine Zeichnerin mit flinker Hand Skizzen an die abwaschbare Wand: Das Analoge hat längst wieder Konjunktur im Digitalen.
Die größte Überraschung in Barbara Ehnes’ Mini-Performance im flauschigen Snoozleraum irgendwo in den endlosen Weiten des SAP-Stammsitzes Walldorf ist allerdings, dass es sich tatsächlich um Theater handelt. Ohne weiteres hätte ich der Seminarleiterin im rosa Kostümchen geglaubt, dass SAP schon heute – und nicht erst 2029, wie sich am Ende des Kurzvortrags herausstellt – auf die Verbindung von Kapitalismus und guten alten Hippiewerten setzt, so wie schon seit Jahren nicht nur Social-Media-Produkte, sondern auch die gleichsam zugehörigen Entspannungstechniken à la MBSR (Mindfulness-based Stress Reduction, kurz Achtsamkeitstraining) ...
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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Festivals/Aufführungen, Seite 11
von Eva Behrendt
Es ist widersprüchlich, was auf einen einprasselt, wenn man sich heute für Bühnen- und Kostümbild als Beruf entscheidet: Einerseits ist offensichtlich, dass das Visuelle einen enormen Bedeutungsschub in der gesellschaftlichen Wahrnehmung erfährt. Bilder, und damit auch die Bilder jeder Inszenierung, sind in der Foto-, Film und Symbolflut der Massenmedien, online...
Am reinen Toren Parzival hat Tankred Dorst einen Narren gefressen. Immer wieder hat er sich mit dem mittelalterlichen Anti-Helden beschäftigt, unter anderem in «Merlin» und der Erzählung «Der nackte Mann». 1987 schließlich hat Dorst für eine Robert-Wilson-Inszenierung am Thalia Theater ein «Parzival»-Szenarium geliefert, das «nicht als festgefügtes Stück, sondern...
30 Prozent», erzählt Günther Beelitz im Juni 2014. Dies sei der aktuellste Stand der Zuschauerauslastung im Großen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses, mit 750 Plätzen eines der größeren Sprechtheater der Bundesrepublik. Bei seiner Spielzeitpressekonferenz im Mai waren es noch 41 Prozent, aber die Talfahrt geht weiter. «Es war ein Himmelfahrtskommando, das zu...
