Schillernd, frei, politisch
Mit dem Begriff «Fast Forward» verbindet ein Kind der 80er eigentlich die Vorspul-Taste am Kassettenrekorder, die für alles gebraucht wurde, was man in der Kunst eher nicht will: das Schlappe, das Album-Füllwerk zwischen den tollen Songs oder auch nur das zu oft Gehörte.
Und wenn ein Festival für junge Regie mit ebendiesem Titel «Fast Forward» Assoziationen wie «Tempo», «Karrierebeschleunigung» und «Wind–schnittigkeit nach Bologna-Art» abruft, dann denke ich: An Speed mangelt es dem Nachwuchs, der von den Schauspielschulen zumeist ohne allzu große Umwege auf die Nebenbühnen unserer Stadttheater drängt, nun auch nicht. Eher wünscht man sich ja etwas Muße, Vertiefung der Erfahrung, inhaltliche und ästhetische Visionen über das erlernbare Handwerk hinaus.
Nun war ich beim zweiten Jahrgang dieses Braunschweiger Festivals als Juror in der Preisjury zu Gast. Und tatsächlich blieb einiges von den vier Tagen mit ihren acht Produktionen in guter Erinnerung. Für «Fast Forward – Europäisches Festival für junge Regie» sichtet Alleinkuratorin Barbara Engelhardt erste bis fünfte Arbeiten von Newcomern, vorwiegend von Regieschulen und ihrem Umfeld (wobei die Schulausbildung traditionell eher in ...
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Theater heute Januar 2013
Rubrik: Magazin, Seite 58
von Christian Rakow
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In aktuellen Theaterstücken kommt es nicht so häufig vor, dass zwei sich richtig verlieben. Geschieht es dann doch, schießt Amor seine bittersüßen Pfeile vornehmlich im Supermarkt ab. Vor fünf Jahren etwa lernte eine gewisse Katja einen Martin in einem Elektromarkt kennen. Das war in Roland Schimmelpfennigs «Hier und Jetzt»; die beiden wären am liebsten gleich vor...
Woyzeck hat die Falsche umgebracht. Hätte er doch die Hauptmänner genommen, oder Doktoren, oder allen voran den Pfarrer «mit seinem widerwärtigen klerikalen Angstkontrollsystem» (Richter), vielleicht hätte sich dann was geändert. Oder? Falk Richter hat sich in seiner Düsseldorfer «Textperformance» nicht weniger vorgenommen, als Büchners radikales Werk...