Rumpelnder Eskapismus
In der schwarzen Weite der Bühne sprechen Menschen in braungrauen 1960er-Jahre-Kostümen, die Haare hochtoupiert, aufgeregt in ihre Mikrofone. Ein neuer Planet wurde entdeckt, bedeckt von einem Plasma-Ozean, dem die Forscher:innen Intelligenz zusprechen: Solaris. Und die Menschheit sucht, einmal mehr, Hoffnung im All.
Denn was versprach in den 1960er Jahren mehr Zukunft als der Aufbruch in den Weltraum? Und so fragen sich Nachrichtensprecher:innen und Forscher: -innen in einem babylonischen Sprachgewirr: Was wird diese Entdeckung der Menschheit bringen?
So beginnt Christian Friedels Bühnenadaption von «Solaris», nach dem Roman von Stanislaw Lem, der längst Kultur- und Popgeschichte geschrieben hat. Die Fragen, die ebenfalls mehrsprachig auch auf die gewaltige transparente Gaze projiziert werden, die die gesamte vierte Wand des Großen Hauses im Schauspiel Frankfurt bedeckt, scheinen flirrend heutig – wo die irdischen Ressourcen zur Neige gehen, ganze Regionen des Planeten unbewohnbar zu drohen werden und nicht nur Tech-Mil -liardär und Trump-Einflüsterer Elon Musk von einer Zukunft auf dem Mars träumt, um dort die Ausbeutung weiterzutreiben und die Zukunft der Menschheit zu sichern. ...
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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Esther Boldt
Zu Beginn stellen sie sich alle lose in drei Fünferreihen auf. Dann starten sie ihre Exploration mit 15 unterschied -lichen Bewegungsabläufen. Einer springt, einer kriecht, einer formt seinen Körper zu einem Tisch, mit dem Oberkörper als waagrechter Fläche, andere durchmessen mit großen Sprüngen den Raum in der Diagonalen. Wieder andere flechten Reste klassischer...
Kein Grund zum Optimismus für Anhänger der Französischen Revolution: Frank Castorfs Dresdner Sieben-Stunden-Marathon «Dantons Tod» beginnt gleich mit ihrem endgültigen Scheitern, dem Bericht von Napoleons Machtübernahme. Die Szene ist ein gemütliches Pariser Café-Restaurant, das «Ancien Procope», laut Eigenwerbung das älteste durchgehend geöffnete Kaffeehaus der...
RAW – drei Buchstaben, überlebensgroß aus verwitterten Stahl, stehen auf der Bühne, die zunächst noch nach vorne geschlossen ist mit einer vergilbten Fensterwand. Drei Buchstaben, die ein Rätsel aufgeben, doch dem kundigen Cottbuser sogleich einen festen Ort markieren. Sie stehen für das Reichsbahnausbesserungswerk, das irgendwann in den 1990er final abgewickelt...
